Ich glaube, dass sich die Wogen hier noch glätten werden. Der Trend der Zeit lässt sich auch von den Datenschützern nicht umkehren. Vielleicht wird kurzfristig ein Verbot durchgesetzt, auf Dauer lässt sich die Verbreitung von Informationen über solche Dienste aber nicht verhindern…
das ist keine Frage sich glättender Wogen. Und es geht doch auch nicht um Datenschutz, als wenn dieser, ein die Haltbarkeitsgrenze überschritten habender, Puderzucker auf einem Kuchen ist. Datenschutz ist DIE am besten funktionierende Alarmglocke, wenn Markt, Gewaltenteilung und freier Diskurs durch imperalistische Organisationen in Gefahr sind. Und das sind sie definitiv. Wenn ein Konzept wie facebook/google+ sich als Trend der Zeit durchsetzt, dann zeichnet sich eine Gesellschaft ab, die man aus meiner Sicht bislang als faschistisch bezeichnet hätte. Und sorry: Intelligente, politisch wache Menschen nehmen einen solchen Trend nicht einfach mit einem Achselzucken hin. Selbst wenn sie sich, vielleicht sogar soziologisch gebildet, gar keine Chancen einer wirksamen Gegenwehr ausrechnen können. Speziell in Deutschland gehört jedoch vergleichsweise wenig, dafür hinreichend sensibel zu sein und aufzumerken.
Zur Aussage: „der Betrieb eines sozialen Netzwerkes [ist] bereits strukturell unvereinbar … mit dem Grundgesetz.“
Ich würde die Argumentation einmal umdrehen und (unabhägig von der Facebook-Diskussion) fragen: Kann ein Staat, ohne dass er autoritär/totalitär agiert, soziale Netzwerke (wirksam) unterbinden?
IMHO kann er das nicht und selbst totalitäre/autoritäre Staaten schaffen es kaum.
Wenn die Medizin genauso schlimm ist wie die Krankheit, dann kann der Staat nicht als Arzt agieren.
„Kann ein Staat, ohne dass er autoritär/totalitär agiert, soziale Netzwerke (wirksam) unterbinden?“
Nein, das kann er natürlich nicht. Der Staat IST die Autoritätsinstanz – er ist das regulative Gegenmodell zum Markt. Er macht Markt überhaupt möglich. Der Markt entstand und brauchte den Schatten und Frieden der Kirchenmauer. Und der Markt braucht derzeit doch schon wieder und mehr denn je den staatlichen Halt. Aber der moderne Staat macht das eben nicht mehr absolut und totalitär. Ihn bremst die Gewaltenteilung. Die Trägheit bspw. von Verwaltung ist da bspw. funktional. Und auch die Datenschützer sind der eingebaute Zweifel des Staates gegen sich selber! Was für eine irre Konstruktion – aber nur aus Unternehmenssicht! Ich handele gegen meine Interessen, bezahl sogar dafür! Wie absurd! Nein – das ist der aufregende, sensible, stark gefährdete Regulations-Mechanismus moderner Staaten gegen Machtwillkür. Natürlich bei allen Problemen und Verwerfungen im Detail. Er kompensiert seine strukturell gegebene Autorität durch maximal mögliche Transparenz, sprich: durch formal faire politische Verfahren und durch Gesetzgebung. Das ist der rechtstaatliche, auf Fairness bedachte Deal. Im Unterschied dazu: Der Markt imaginiert Fairness durch Konkurrenz, deshalb sind die Anforderungen an die Transparenz der Marktteilnehmer ungleich geringer als beim Staat. Der Staat ist der Arzt. Und diese Rolle kann er dann auch gut wahrnehmen, wenn seine Mechanismen der eigenen Begrenzung funktionieren. Facebook hebelt in der Gesellschaftssimulation in den eigenen Organisationsgrenzen genau diese Mechanismen aus. Das ist der Unterschied.
Dann erkenne ich den Sinn der Aussage „der Betrieb eines sozialen Netzwerkes [ist] bereits strukturell unvereinbar … mit dem Grundgesetz“ nicht.
Ist es ein „Ruf zu den Waffen“: Der demokratische Staat und soziale Netzwerke können nicht nebeneinander existieren und müssen daher gegeneinander kämpfen? Dann könnte der demokratische Staat nicht gewinnen, da sich selber dabei zerstören würde.
Ist es eine Kapitulation: Soziale Netzwerke werden dem demokratischen Staat ein Ende bereiten?
Ja. Ich wage die maximale informationshaltige These: Demokratischer Staat (sowie Marktwirtschaft sowie freier ästhetisch und wissenschaftlicher Diskurs) und soziale Netzwerke können nicht nebeneinander existieren. Soziale Netzwerke sind der organisierte Angriff auf Markt, Gewaltenteilung und Diskurs. Der demokratische Staat könnte vermutlich gewinnen, wenn er den Konflikt anginge. Aber der demokratische Staat erscheint mir derzeit als schwach und mit ganz anderem, ebenfalls sehr Wichtigem, beschäftigt. Immerhin: Vosskuhle (1. Senat des Bundesverfassungsgerichts) hat in Aussicht gestellt, dass sich das BVerfG mit SocialWebNetworks befassen wird. Für die Umsetzung normativer Vorgaben könnte es dann kulturell zu spät sein.
Und ja: Soziale Netzwerke könnten dem demokratischen Staat (und dem Markt und dem künstlerischen und wissenschaftlichen Diskurs) ein Ende bereiten. Der Staat wäre dann facebook, das zugleich die Regeln für Märkte und Diskurse festsetzte (was eben ein Staat macht). Weiter mag ich nicht spekulieren. Vermutlich bräche facebook dann irgendwann zusammen. Das vermute ich primitiv mit dem Blick in die Geschichte. Was dann kommt vermag ich mir nicht vorzustellen.
Argl… Wie strturiert man Diskussionen bei WordPress besser? OK, das ist hier ist in Antwort auf Deinen Beitrag von 2011/12/05 um 21:22:
Habe ich das Bild korrekt: Während sich die Datenschutz-Optimaten mit den Spackeria-Popularen im Forum zoffen, wetzen vor den Mauern die Facebook-Barbaren unter Alarich-Zuckerberg die Messer? Vae Victis!
Facebook selber ist meiner Ansicht nach ein Problem, keine Gefahr. Zu volatil ist die Situation, zu schnell der Fortschritt als dass Facebook lange seine heutige Position wird verteidigen können. Manchmal ist Geld das schlimmste, was Du einer Firma antun kannst ;-).
Mir macht eher die „panem et circensis“-Attitude der Gesellschaft Sorgen. FB ist dahingehend Symptom und nicht Krankheit.
Auch das ist die standardisierte Verharmlosung der Aktivitäten von Facebook. Das ist ein Mem, inzwischen in solchen Debatten kulturell verfestigt. Google könnte uns die Zahlen dazu geben, zur Formel: „Alles ist so volatil… die technische Entwicklung so rasant.“ Bevor die Nazis die Macht ergriffen hiess es: Die sind so primitiv und doof, das können die gar nicht. Vor genau diesen Verharmlosungen hat Hannah Arendt in ihrem Freundeskreis vergeblich gewarnt, wie sie in dem Interview mit Günther Gauss berichtete (http://www.youtube.com/watch?v=coAVzw4IPf8 ). facebook ist, aus einer Perspektive von Sozialsystemdifferenzierung als eine Pathologie ausweisbar, denn es entdifferenziert die funktional-differenzierte Gesellschaft. Facebook ist die Krankheit, nicht das Symptom. Es regrediert Gesellschaft auf Organisationsprobleme genau dieses Unternehmens.
Ja, die Verkettung der Kommentare von Kommentaren ist hier merkwürdig. Keine Ahnung, wie Abhilfe zu schaffen wäre.
Ich habe mich sehr viel mit Faschismus befasst, weil das Begreifen für mich ein enormer Schock war (mit 15). Auch bin ich kein schlechter Pattern-Matcher, selbst außerhalb technischer Zusammenhänge. Trotzdem kann ich nicht die Muster sehen, die Du beschreibst.
Stattdessen sehe ich deutliche Abweichungen:
– Die Nazis hatten sowohl eine erkennbare Ideologie und den klaren Willen zur Macht. Bei FB ist beides nur ein Postulat ohne Nachweis.
– Die Machtübernahme funktionierte dadurch, dass die Nazis in die ausgehöhlte Schale etablierter Machtstrukturen schlüpfen könnte. So konnten sie im Rahmen der Legalitätsstrategie Erfolg haben. Wie sollte so etwas bei FB funktionieren.
– Die Nazis hatten eine schlagkräftige Organisation. Außerhalb der AG hat FB keinerlei Schlagkraft. Würde z.B. FB eine Kampagne gegen Deutschland fahren, wäre es meines Erachtens 50:50 ob es DE schaden oder nützen würde.
– Durch das Feindbild des Kommunismus hatten die Nazis die Möglichkeit Konservativen als das geringere Übel zu erscheinen. Eine solche Schützenhilfe sehe ich für FB nicht.
Lieber Martin,
was wenn eine These nicht stimmt: Soziale Netzwerke sind Organisationen. Was wenn Soziale Netzwerke Infrastrukturen sind. Was wenn ich 5 Netzwerke verwende um zu kommunizieren, jeweils im Kontext: Markt, Wissenschaft, Religion, Staat, Politik, Gesellschaft? Was wenn ein Soziales Netzwerk sich,kreiert, wo der Beobachter sich beobachten lässt, durch seine Nutzer?
In meinem Koordinatensystem sind soziale Netzwerke organisierte Infrastrukturen, also hierarchisch erreichbar, keine gesellschaftlichen Infrastrukturen, also keine polyzentralen Strukturen. Wenn soziale Netzwerke nicht mehr sozusagen imperialistisch darauf aus wären, die Welt in sich abzubilden und von einem Punkt aus beobachtbar zu machen, wäre das mit GG, Markt und freiem Diskurs vereinbar, aber das genaue Gegenteil ist ja der Fall, FB ist „ein Quasi-Staat im Internet“ (SPIEGEL 49/2011:80). Die Frage wäre, ob auch segmentierte Netzwerke, also mit eingeschränkter Verkettbarkeit und ohne privilegierten Beobachtungspunkt, für die Nutzer so verführerisch wie FB und g+ wären. Mir scheint die Frage geklärt: Das sind sie offenbar nicht, denn das haben wir bereits mit dem Internet und den doch sozusagen eingebauten fantastischen (Selbst-)Organisations-Strukturbildungsmöglichkeiten, ob segmentiert, ob stratifiziert, ob funktional-differenziert.
Wir haben, mit Ausnahme einiger weniger Datenschützer und freien Politaktivisten, ich denke an CCC (ich denke vor allem an Wau!) oder Foebud, derzeit nur wenige Anwälte des freien Internet, etwa im Zustand der Mitte der 90er Jahre.
[…] Der facebook-Faschismus Ein befreundeter Datenschützer, Jurist von Profession, fragte mich: "Könntest Du eigentlich einen Forderungskatalog an einen sozialen Netzwerkbetreiber formulieren damit sein Angebot datenschut… […]
Ich will eine Lösung die irgendwo zwischen Spackeria links und Weichert rechts angesiedelt ist. Die einen Kompromiss zwischen den Wünschen und Interessen der Nutzer, und dem legitimen(!) kommerziellen Interesse der Anbieter bildet.
Und ich finde schon daß ich auf den Inhalt des Posts eingegangen bin. Wenn es tatsächlich so ist daß sich kein soziales Netzwerk gesetzeskonform betreiben lässt, dann muß man da genau gucken wie man weiter verfährt. Mit dem eindimensionalen „verbieten“ lässt sich da nicht viel erreichen. Benutzen von sozialen Netzwerken ist Realität, und pauschal zu unterstellen alle Nutzer sind verblendet hilft nicht weiter.
Du hast doch formuliert was Du willst: Du willst dass die Wünsche der Nutzer sich in Gesetzen widerspiegeln. Und Du willst irgendeinen Kompromiss zwischen Anforderungen des Datenschutzes, der aus dem Grundgesetz abgeleitet rechtlich verankert ist, und der Spackeria, die nur ein feiner Begriff von Constanze Kurz zur Bezeichnung eines Vollnichts ist, das sich inzwischen analytisch und visionär als talentbefreit herausgestellt hat. Nach meinem Eindruck gehst Du genau nicht auf eines meiner Argumente ein, sondern hälst Dich an Allgemeinplätze über Vermutungen. Das ist rhetorisch üblich, aber doch nur langweiliges Gebolze.
Michael kann nur zugestimmt werden! Fast alle wollen ihr soziales Netzwerk, denn es bereichert ihr Leben und niemand wird oder fühlt sich missbraucht.
Faschistisch ist doch wohl mehr der Scheuklappen-Datenschützer, der gesellschaftlich schon richtigen Schaden angerichtet hat, als diese Spielwiesen.
Jedes Werbefilmchen beutet mich mehr aus und verarscht mich mehr .
Michael kann nur zugestimmt werden! Fast alle wollen ihr soziales Netzwerk, denn es bereichert ihr Leben und niemand wird oder fühlt sich missbraucht. Ich kann bestimmen, was wer mitkriegt und was wer nicht! O.K. die Bedienung mag manchen User an Grenzen bringen.
Faschistisch ist doch wohl mehr der Scheuklappen-Datenschützer, der gesellschaftlich schon richtigen Schaden angerichtet hat, als diese Spielwiesen.
Jedes Werbefilmchen beutet mich mehr aus und verarscht mich mehr. Wer schützt mich vor diesen Lügnern und Betrügern? Die Aigner jedenfalls nicht..
Glaubst du wirklich, dass du die Kontrolle über dein Facebook-Profil hast? Glaubst du, dass du Kontrolle über die Daten hast, die Facebook *darüberhinaus* noch erhebt?
Die Annahme, Nutzer hätten bei Facebook Kontrolle, ist – höflich ausgedrückt – naiv. Die Frage muss vielmehr sein: Wie muss ein soziales Netzwerk betrieben werden, damit der einzelne dort soviel Kontrolle wie möglich hat. Wer müsste so ein Netzwerk betreiben?
Gehen wir es doch mal systematisch durch, welche Eigenschaften facebook dem Nutzer zusichert:
Verfügbarkeit des Dienstes für Nutzer oder Kunde: keine Zusicherung
Integrität sämtlicher Daten, insbesondere der Profildaten: keine Zusicherung
Vertraulichkeit von Daten und Kommunikationen gegenüber Facebook und deren Kunden: keine Zusicherung
Transparenz darüber, was Facebook mit den Daten macht: keine Zusicherung
Nicht-Verkettbarkeit, zu welchem Zweck Facebook die Daten erhebt: keine Zusicherung
Intervenierbarkeit des Nutzers in seine eigene Datenverarbeitung auf Facebook: keine Zusicherung.
Es gibt keine Prüf- und Kontrollmöglichkeiten, für niemanden. Ergo: System und Betreiber sind, an den ausgewiesenen Maßstäben der Datensicherheit und des Datenschutzes beurteilt, rational nicht vertrauenswürdig. Zumindest kann sich keine professionell agierende Organisation auf Facebook und die von dort angelieferten Daten einlassen, wenn diese Wert auf ihr Produktions- bzw. Betriebsgeheimnis legt. Und das Marketing bekommt auch nur die Daten zu sehen, die ihnen facebook per insights hinwirft. Oder auch nicht. Oder auch ganz anders, keine Integritätszusage. Dabei alles super billig weil vollautomatisiert. Mit Ausnahme der Handarbeit vermutlich für die Premiumkunden. Da kann man sich auch denken, wer das sein könnte. Mit Material, das von arglos-naiven Nutzern, die doch nur ihren Spaß haben wollen und sich gern auch noch für einen Teil der aktuellen Kommunikationsavantgarde hält, bereitwilligst angeliefert. Nein, diese Nutzer sind schlicht nützliche Idioten.
Dem gegenüber steht aber der ganz offensichtliche Wunsch von weiten Teilen der Bevölkerung, sich auf diese Art und Weise auszutauschen. Insofern muß doch entweder ein Kompromiß gefunden werden, der den Bürgern nicht zu viel des Kommunikationswunsches beschneidet, und den Anbietern noch ein rentables Geschäftsmodell lässt. Oder man muß in letzter Konsequenz die Gesetzeslage ändern, denn die Gesetze sind ja FÜR den Bürger da, und existieren nicht im luftleeren Raum.
Hallo Michael,
das derzeit geltende Bundesdatenschutzgesetz ist gestrickt wie eine klassische Firewall: Es wird zunächst alles dicht gemacht. Und dann werden die Löcher reingebort, die unerlässlich sind. Die Verarbeitung von personenbezogenen Daten ist verboten. Weil nur so die Würde des Menschen tatsächlich unantastbar ist, wenn er als Subjekt nicht als Objekt konzipiert ist. Datenschutz ist diejenige Einrichtung einer Gesellschaft, die vor den Geschäftsmodellen zu schützen versucht, bei denen Personendaten der Rohstoff sind. Der Staat muss sich Gesetze geben, bevor er dann doch Personendaten verarbeiten darf. Und im Privatverhältnis muss zunächst der Zweck ausgewiesen und noch eine ganze Menge anderer Anforderungen müssen erfüllt sein, bevor über die Datenverarbeitung ein Vertrag geschlossen werden kann. Die AGBen und Einwilligungserklärungen von facebook und google+ sind rechtlich nicht wirksam. Das wird in nicht allzu ferner Zukunft von Gerichten festgestellt werden. Und: Nein, Gesetze sind nicht dazu da, Wünsche von Bürgern zu erfüllen. Nenne mir eines, das in diesem Sinne zu interpretieren ist! Fange nur mal mit den Regelungen im sinnfälligen Straßenverkehr an. Gesetze sind zunächst einmal Regelungen zur Aufrechterhaltung einer legitimen Gesamtordnung.
Besten Gruß
Martin
Die Strassenverkehrsordnung regelt den Wunsch der Bürger nach Individualtransport via Fahrzeug. Gäbe es diesen Wunsch nicht, gäbe es keine StVo. Würde die StVo Dinge vorschreiben (alle Autos müssen Blau sein), die die Bürger nicht wollen, dann wären Reaktionen von zivilem Ungehorsam bis hin zu Druck auf Gesetzgebungsorgane die Folge.
Ein gutes Beispiel sind die Regelungen für Sonderfahrzeuge für unter 18 jährige, die meines Wissens nach auf vielfachen und konkreten Wunsch aus Teilen der Bevölkerung zustande gekommen sind.
Gesetze sind Regeln die sich die Gemeinschaft selbst gibt, um vernünftig zusammenzuleben. Und wenn sich die Art des Zusammenlebens verändert, dann werden die Regeln – und Gesetzt – angepasst. Das passiert häufig. Nimm nur Frauenwahlrecht und Paragraf 218 als drastische Beispiele. Meine Mutter musste die Einverständnis meines Vaters einholen, um berufstätig zu werden. Seitdem haben sich die Regeln des Zusammenlebens verändert, und die Gesetze wurden angepasst.
So, wie Du es auslegst, sind es Gebote – und die werden traditionell auf Steintafeln ausgeliefert.
Hallo Michael,
Gesetzesänderungen unterliegen politischer, bei uns: demokratisch verfasster, Machtänderungen, bei allen Verwerfungen im Detail. Das ist für den Betroffenen zumindest konzeptionell unvergleichlich „fairer“ als das was bei facebook läuft. Aber Du kannst Dich doch beruhigen Michael: So weit ich das sehe ist in Deutschland derzeit jede Partei bereit, die Wünsche, die Du als die Wünsche der Nutzer identifiziert hast, zu bedienen. Es läuft doch schon alles so wie Du möchtest, Michael. Die Piraten, ausgerechnet, scheinen mir immerhin noch etwas unentschieden. Ich wünschte mir ein Eingehen auf meine Argumente aus dem blog, keine beliebigen Gegenthesen oder Vermutungen über Wünsche von Nutzern oder arg schlichte Interpertationen der sozialen Funktion von Gesetzen. Das verlangt allerdings zumindest etwas theoretische Bildung.
Besten Gruß
Martin
Ich glaube, dass sich die Wogen hier noch glätten werden. Der Trend der Zeit lässt sich auch von den Datenschützern nicht umkehren. Vielleicht wird kurzfristig ein Verbot durchgesetzt, auf Dauer lässt sich die Verbreitung von Informationen über solche Dienste aber nicht verhindern…
Viele Grüße
Hubert
Hallo Hubert,
das ist keine Frage sich glättender Wogen. Und es geht doch auch nicht um Datenschutz, als wenn dieser, ein die Haltbarkeitsgrenze überschritten habender, Puderzucker auf einem Kuchen ist. Datenschutz ist DIE am besten funktionierende Alarmglocke, wenn Markt, Gewaltenteilung und freier Diskurs durch imperalistische Organisationen in Gefahr sind. Und das sind sie definitiv. Wenn ein Konzept wie facebook/google+ sich als Trend der Zeit durchsetzt, dann zeichnet sich eine Gesellschaft ab, die man aus meiner Sicht bislang als faschistisch bezeichnet hätte. Und sorry: Intelligente, politisch wache Menschen nehmen einen solchen Trend nicht einfach mit einem Achselzucken hin. Selbst wenn sie sich, vielleicht sogar soziologisch gebildet, gar keine Chancen einer wirksamen Gegenwehr ausrechnen können. Speziell in Deutschland gehört jedoch vergleichsweise wenig, dafür hinreichend sensibel zu sein und aufzumerken.
Besten Gruß
Martin
Zur Aussage: „der Betrieb eines sozialen Netzwerkes [ist] bereits strukturell unvereinbar … mit dem Grundgesetz.“
Ich würde die Argumentation einmal umdrehen und (unabhägig von der Facebook-Diskussion) fragen: Kann ein Staat, ohne dass er autoritär/totalitär agiert, soziale Netzwerke (wirksam) unterbinden?
IMHO kann er das nicht und selbst totalitäre/autoritäre Staaten schaffen es kaum.
Wenn die Medizin genauso schlimm ist wie die Krankheit, dann kann der Staat nicht als Arzt agieren.
Gruß, Martin
„Kann ein Staat, ohne dass er autoritär/totalitär agiert, soziale Netzwerke (wirksam) unterbinden?“
Nein, das kann er natürlich nicht. Der Staat IST die Autoritätsinstanz – er ist das regulative Gegenmodell zum Markt. Er macht Markt überhaupt möglich. Der Markt entstand und brauchte den Schatten und Frieden der Kirchenmauer. Und der Markt braucht derzeit doch schon wieder und mehr denn je den staatlichen Halt. Aber der moderne Staat macht das eben nicht mehr absolut und totalitär. Ihn bremst die Gewaltenteilung. Die Trägheit bspw. von Verwaltung ist da bspw. funktional. Und auch die Datenschützer sind der eingebaute Zweifel des Staates gegen sich selber! Was für eine irre Konstruktion – aber nur aus Unternehmenssicht! Ich handele gegen meine Interessen, bezahl sogar dafür! Wie absurd! Nein – das ist der aufregende, sensible, stark gefährdete Regulations-Mechanismus moderner Staaten gegen Machtwillkür. Natürlich bei allen Problemen und Verwerfungen im Detail. Er kompensiert seine strukturell gegebene Autorität durch maximal mögliche Transparenz, sprich: durch formal faire politische Verfahren und durch Gesetzgebung. Das ist der rechtstaatliche, auf Fairness bedachte Deal. Im Unterschied dazu: Der Markt imaginiert Fairness durch Konkurrenz, deshalb sind die Anforderungen an die Transparenz der Marktteilnehmer ungleich geringer als beim Staat. Der Staat ist der Arzt. Und diese Rolle kann er dann auch gut wahrnehmen, wenn seine Mechanismen der eigenen Begrenzung funktionieren. Facebook hebelt in der Gesellschaftssimulation in den eigenen Organisationsgrenzen genau diese Mechanismen aus. Das ist der Unterschied.
Dann erkenne ich den Sinn der Aussage „der Betrieb eines sozialen Netzwerkes [ist] bereits strukturell unvereinbar … mit dem Grundgesetz“ nicht.
Ist es ein „Ruf zu den Waffen“: Der demokratische Staat und soziale Netzwerke können nicht nebeneinander existieren und müssen daher gegeneinander kämpfen? Dann könnte der demokratische Staat nicht gewinnen, da sich selber dabei zerstören würde.
Ist es eine Kapitulation: Soziale Netzwerke werden dem demokratischen Staat ein Ende bereiten?
Ja. Ich wage die maximale informationshaltige These: Demokratischer Staat (sowie Marktwirtschaft sowie freier ästhetisch und wissenschaftlicher Diskurs) und soziale Netzwerke können nicht nebeneinander existieren. Soziale Netzwerke sind der organisierte Angriff auf Markt, Gewaltenteilung und Diskurs. Der demokratische Staat könnte vermutlich gewinnen, wenn er den Konflikt anginge. Aber der demokratische Staat erscheint mir derzeit als schwach und mit ganz anderem, ebenfalls sehr Wichtigem, beschäftigt. Immerhin: Vosskuhle (1. Senat des Bundesverfassungsgerichts) hat in Aussicht gestellt, dass sich das BVerfG mit SocialWebNetworks befassen wird. Für die Umsetzung normativer Vorgaben könnte es dann kulturell zu spät sein.
Und ja: Soziale Netzwerke könnten dem demokratischen Staat (und dem Markt und dem künstlerischen und wissenschaftlichen Diskurs) ein Ende bereiten. Der Staat wäre dann facebook, das zugleich die Regeln für Märkte und Diskurse festsetzte (was eben ein Staat macht). Weiter mag ich nicht spekulieren. Vermutlich bräche facebook dann irgendwann zusammen. Das vermute ich primitiv mit dem Blick in die Geschichte. Was dann kommt vermag ich mir nicht vorzustellen.
Argl… Wie strturiert man Diskussionen bei WordPress besser? OK, das ist hier ist in Antwort auf Deinen Beitrag von 2011/12/05 um 21:22:
Habe ich das Bild korrekt: Während sich die Datenschutz-Optimaten mit den Spackeria-Popularen im Forum zoffen, wetzen vor den Mauern die Facebook-Barbaren unter Alarich-Zuckerberg die Messer? Vae Victis!
Facebook selber ist meiner Ansicht nach ein Problem, keine Gefahr. Zu volatil ist die Situation, zu schnell der Fortschritt als dass Facebook lange seine heutige Position wird verteidigen können. Manchmal ist Geld das schlimmste, was Du einer Firma antun kannst ;-).
Mir macht eher die „panem et circensis“-Attitude der Gesellschaft Sorgen. FB ist dahingehend Symptom und nicht Krankheit.
Gruß, Martin
Auch das ist die standardisierte Verharmlosung der Aktivitäten von Facebook. Das ist ein Mem, inzwischen in solchen Debatten kulturell verfestigt. Google könnte uns die Zahlen dazu geben, zur Formel: „Alles ist so volatil… die technische Entwicklung so rasant.“ Bevor die Nazis die Macht ergriffen hiess es: Die sind so primitiv und doof, das können die gar nicht. Vor genau diesen Verharmlosungen hat Hannah Arendt in ihrem Freundeskreis vergeblich gewarnt, wie sie in dem Interview mit Günther Gauss berichtete (http://www.youtube.com/watch?v=coAVzw4IPf8 ). facebook ist, aus einer Perspektive von Sozialsystemdifferenzierung als eine Pathologie ausweisbar, denn es entdifferenziert die funktional-differenzierte Gesellschaft. Facebook ist die Krankheit, nicht das Symptom. Es regrediert Gesellschaft auf Organisationsprobleme genau dieses Unternehmens.
Ja, die Verkettung der Kommentare von Kommentaren ist hier merkwürdig. Keine Ahnung, wie Abhilfe zu schaffen wäre.
Ich habe mich sehr viel mit Faschismus befasst, weil das Begreifen für mich ein enormer Schock war (mit 15). Auch bin ich kein schlechter Pattern-Matcher, selbst außerhalb technischer Zusammenhänge. Trotzdem kann ich nicht die Muster sehen, die Du beschreibst.
Stattdessen sehe ich deutliche Abweichungen:
– Die Nazis hatten sowohl eine erkennbare Ideologie und den klaren Willen zur Macht. Bei FB ist beides nur ein Postulat ohne Nachweis.
– Die Machtübernahme funktionierte dadurch, dass die Nazis in die ausgehöhlte Schale etablierter Machtstrukturen schlüpfen könnte. So konnten sie im Rahmen der Legalitätsstrategie Erfolg haben. Wie sollte so etwas bei FB funktionieren.
– Die Nazis hatten eine schlagkräftige Organisation. Außerhalb der AG hat FB keinerlei Schlagkraft. Würde z.B. FB eine Kampagne gegen Deutschland fahren, wäre es meines Erachtens 50:50 ob es DE schaden oder nützen würde.
– Durch das Feindbild des Kommunismus hatten die Nazis die Möglichkeit Konservativen als das geringere Übel zu erscheinen. Eine solche Schützenhilfe sehe ich für FB nicht.
An Übereinstimmung sehe ich bloß:
– Man hat es beiden nicht zugetraut
Lieber Martin,
was wenn eine These nicht stimmt: Soziale Netzwerke sind Organisationen. Was wenn Soziale Netzwerke Infrastrukturen sind. Was wenn ich 5 Netzwerke verwende um zu kommunizieren, jeweils im Kontext: Markt, Wissenschaft, Religion, Staat, Politik, Gesellschaft? Was wenn ein Soziales Netzwerk sich,kreiert, wo der Beobachter sich beobachten lässt, durch seine Nutzer?
Lieber Whitesparrow,
ich ahne Deine Idee.
In meinem Koordinatensystem sind soziale Netzwerke organisierte Infrastrukturen, also hierarchisch erreichbar, keine gesellschaftlichen Infrastrukturen, also keine polyzentralen Strukturen. Wenn soziale Netzwerke nicht mehr sozusagen imperialistisch darauf aus wären, die Welt in sich abzubilden und von einem Punkt aus beobachtbar zu machen, wäre das mit GG, Markt und freiem Diskurs vereinbar, aber das genaue Gegenteil ist ja der Fall, FB ist „ein Quasi-Staat im Internet“ (SPIEGEL 49/2011:80). Die Frage wäre, ob auch segmentierte Netzwerke, also mit eingeschränkter Verkettbarkeit und ohne privilegierten Beobachtungspunkt, für die Nutzer so verführerisch wie FB und g+ wären. Mir scheint die Frage geklärt: Das sind sie offenbar nicht, denn das haben wir bereits mit dem Internet und den doch sozusagen eingebauten fantastischen (Selbst-)Organisations-Strukturbildungsmöglichkeiten, ob segmentiert, ob stratifiziert, ob funktional-differenziert.
Wir haben, mit Ausnahme einiger weniger Datenschützer und freien Politaktivisten, ich denke an CCC (ich denke vor allem an Wau!) oder Foebud, derzeit nur wenige Anwälte des freien Internet, etwa im Zustand der Mitte der 90er Jahre.
[…] Der facebook-Faschismus Ein befreundeter Datenschützer, Jurist von Profession, fragte mich: "Könntest Du eigentlich einen Forderungskatalog an einen sozialen Netzwerkbetreiber formulieren damit sein Angebot datenschut… […]
Du weisst doch gar nicht was ich will!
Ich will eine Lösung die irgendwo zwischen Spackeria links und Weichert rechts angesiedelt ist. Die einen Kompromiss zwischen den Wünschen und Interessen der Nutzer, und dem legitimen(!) kommerziellen Interesse der Anbieter bildet.
Und ich finde schon daß ich auf den Inhalt des Posts eingegangen bin. Wenn es tatsächlich so ist daß sich kein soziales Netzwerk gesetzeskonform betreiben lässt, dann muß man da genau gucken wie man weiter verfährt. Mit dem eindimensionalen „verbieten“ lässt sich da nicht viel erreichen. Benutzen von sozialen Netzwerken ist Realität, und pauschal zu unterstellen alle Nutzer sind verblendet hilft nicht weiter.
Du hast doch formuliert was Du willst: Du willst dass die Wünsche der Nutzer sich in Gesetzen widerspiegeln. Und Du willst irgendeinen Kompromiss zwischen Anforderungen des Datenschutzes, der aus dem Grundgesetz abgeleitet rechtlich verankert ist, und der Spackeria, die nur ein feiner Begriff von Constanze Kurz zur Bezeichnung eines Vollnichts ist, das sich inzwischen analytisch und visionär als talentbefreit herausgestellt hat. Nach meinem Eindruck gehst Du genau nicht auf eines meiner Argumente ein, sondern hälst Dich an Allgemeinplätze über Vermutungen. Das ist rhetorisch üblich, aber doch nur langweiliges Gebolze.
Michael kann nur zugestimmt werden! Fast alle wollen ihr soziales Netzwerk, denn es bereichert ihr Leben und niemand wird oder fühlt sich missbraucht.
Faschistisch ist doch wohl mehr der Scheuklappen-Datenschützer, der gesellschaftlich schon richtigen Schaden angerichtet hat, als diese Spielwiesen.
Jedes Werbefilmchen beutet mich mehr aus und verarscht mich mehr .
Michael kann nur zugestimmt werden! Fast alle wollen ihr soziales Netzwerk, denn es bereichert ihr Leben und niemand wird oder fühlt sich missbraucht. Ich kann bestimmen, was wer mitkriegt und was wer nicht! O.K. die Bedienung mag manchen User an Grenzen bringen.
Faschistisch ist doch wohl mehr der Scheuklappen-Datenschützer, der gesellschaftlich schon richtigen Schaden angerichtet hat, als diese Spielwiesen.
Jedes Werbefilmchen beutet mich mehr aus und verarscht mich mehr. Wer schützt mich vor diesen Lügnern und Betrügern? Die Aigner jedenfalls nicht..
Glaubst du wirklich, dass du die Kontrolle über dein Facebook-Profil hast? Glaubst du, dass du Kontrolle über die Daten hast, die Facebook *darüberhinaus* noch erhebt?
Die Annahme, Nutzer hätten bei Facebook Kontrolle, ist – höflich ausgedrückt – naiv. Die Frage muss vielmehr sein: Wie muss ein soziales Netzwerk betrieben werden, damit der einzelne dort soviel Kontrolle wie möglich hat. Wer müsste so ein Netzwerk betreiben?
Thomas kann ich nur beipflichten.
Gehen wir es doch mal systematisch durch, welche Eigenschaften facebook dem Nutzer zusichert:
Es gibt keine Prüf- und Kontrollmöglichkeiten, für niemanden. Ergo: System und Betreiber sind, an den ausgewiesenen Maßstäben der Datensicherheit und des Datenschutzes beurteilt, rational nicht vertrauenswürdig. Zumindest kann sich keine professionell agierende Organisation auf Facebook und die von dort angelieferten Daten einlassen, wenn diese Wert auf ihr Produktions- bzw. Betriebsgeheimnis legt. Und das Marketing bekommt auch nur die Daten zu sehen, die ihnen facebook per insights hinwirft. Oder auch nicht. Oder auch ganz anders, keine Integritätszusage. Dabei alles super billig weil vollautomatisiert. Mit Ausnahme der Handarbeit vermutlich für die Premiumkunden. Da kann man sich auch denken, wer das sein könnte. Mit Material, das von arglos-naiven Nutzern, die doch nur ihren Spaß haben wollen und sich gern auch noch für einen Teil der aktuellen Kommunikationsavantgarde hält, bereitwilligst angeliefert. Nein, diese Nutzer sind schlicht nützliche Idioten.
Dem gegenüber steht aber der ganz offensichtliche Wunsch von weiten Teilen der Bevölkerung, sich auf diese Art und Weise auszutauschen. Insofern muß doch entweder ein Kompromiß gefunden werden, der den Bürgern nicht zu viel des Kommunikationswunsches beschneidet, und den Anbietern noch ein rentables Geschäftsmodell lässt. Oder man muß in letzter Konsequenz die Gesetzeslage ändern, denn die Gesetze sind ja FÜR den Bürger da, und existieren nicht im luftleeren Raum.
Hallo Michael,
das derzeit geltende Bundesdatenschutzgesetz ist gestrickt wie eine klassische Firewall: Es wird zunächst alles dicht gemacht. Und dann werden die Löcher reingebort, die unerlässlich sind. Die Verarbeitung von personenbezogenen Daten ist verboten. Weil nur so die Würde des Menschen tatsächlich unantastbar ist, wenn er als Subjekt nicht als Objekt konzipiert ist. Datenschutz ist diejenige Einrichtung einer Gesellschaft, die vor den Geschäftsmodellen zu schützen versucht, bei denen Personendaten der Rohstoff sind. Der Staat muss sich Gesetze geben, bevor er dann doch Personendaten verarbeiten darf. Und im Privatverhältnis muss zunächst der Zweck ausgewiesen und noch eine ganze Menge anderer Anforderungen müssen erfüllt sein, bevor über die Datenverarbeitung ein Vertrag geschlossen werden kann. Die AGBen und Einwilligungserklärungen von facebook und google+ sind rechtlich nicht wirksam. Das wird in nicht allzu ferner Zukunft von Gerichten festgestellt werden. Und: Nein, Gesetze sind nicht dazu da, Wünsche von Bürgern zu erfüllen. Nenne mir eines, das in diesem Sinne zu interpretieren ist! Fange nur mal mit den Regelungen im sinnfälligen Straßenverkehr an. Gesetze sind zunächst einmal Regelungen zur Aufrechterhaltung einer legitimen Gesamtordnung.
Besten Gruß
Martin
Die Strassenverkehrsordnung regelt den Wunsch der Bürger nach Individualtransport via Fahrzeug. Gäbe es diesen Wunsch nicht, gäbe es keine StVo. Würde die StVo Dinge vorschreiben (alle Autos müssen Blau sein), die die Bürger nicht wollen, dann wären Reaktionen von zivilem Ungehorsam bis hin zu Druck auf Gesetzgebungsorgane die Folge.
Ein gutes Beispiel sind die Regelungen für Sonderfahrzeuge für unter 18 jährige, die meines Wissens nach auf vielfachen und konkreten Wunsch aus Teilen der Bevölkerung zustande gekommen sind.
Gesetze sind Regeln die sich die Gemeinschaft selbst gibt, um vernünftig zusammenzuleben. Und wenn sich die Art des Zusammenlebens verändert, dann werden die Regeln – und Gesetzt – angepasst. Das passiert häufig. Nimm nur Frauenwahlrecht und Paragraf 218 als drastische Beispiele. Meine Mutter musste die Einverständnis meines Vaters einholen, um berufstätig zu werden. Seitdem haben sich die Regeln des Zusammenlebens verändert, und die Gesetze wurden angepasst.
So, wie Du es auslegst, sind es Gebote – und die werden traditionell auf Steintafeln ausgeliefert.
Hallo Michael,
Gesetzesänderungen unterliegen politischer, bei uns: demokratisch verfasster, Machtänderungen, bei allen Verwerfungen im Detail. Das ist für den Betroffenen zumindest konzeptionell unvergleichlich „fairer“ als das was bei facebook läuft. Aber Du kannst Dich doch beruhigen Michael: So weit ich das sehe ist in Deutschland derzeit jede Partei bereit, die Wünsche, die Du als die Wünsche der Nutzer identifiziert hast, zu bedienen. Es läuft doch schon alles so wie Du möchtest, Michael. Die Piraten, ausgerechnet, scheinen mir immerhin noch etwas unentschieden. Ich wünschte mir ein Eingehen auf meine Argumente aus dem blog, keine beliebigen Gegenthesen oder Vermutungen über Wünsche von Nutzern oder arg schlichte Interpertationen der sozialen Funktion von Gesetzen. Das verlangt allerdings zumindest etwas theoretische Bildung.
Besten Gruß
Martin