Ich denke dass im Moment bei Facebook wie auch bei anderen sozialen Netzwerken faschistische Tendenzen derzeit nicht ablesbar sind, denn es fehlt an einem übergeordneten ideologischen Konzept das mehr als blose Gewinnmaximierung zum Ziel hat. Aber das Internet und die Datenverarbeitungstechnologie, überhaupt die IT-technologie sind Werkzeuge, die es zukünftigen Herrschaftssystemen und -ideologien ermöglichen, relativ leicht die totale zentralistische Kontrolle und Manipulation der Massen zu gewährleisten.
Eine neue Art des Faschismus wird nicht mehr plump mit offenem Terror, mit Springerstiefeln, mit militärischen oder paramilitärischen Formen und mit einem offen propagierten Warheits- und Alleinvertretungsanspruch daher kommen.
Nein das geht viel subtiler ab. Die Massen werden einfach nur so lange verunsichert, bis sie freiwillig froh sind total kontrollierbar zu sein. Sie werden so lange mit alternativlosen Vorschlägen bombardiert, durch eine öffentliche Mainstreem-Presse und Medienlandschaft gestützt, dass sie auch ohne die klassischen Herrschafts- und Zwangsmittel den Herrschenden folgt, sie zu mindestens nicht bedeutsam in Frage stellt.
Die demokratische Vielfalt und Pluralität als Voraussetzung für Herrschaft, als Voraussetzung um die Organisierung und Strukturierung von Gegenmacht in der Googel-Informationsflut untergehen zu lassen, das ist der neue Faschismus.
Quasi eine Art permanente Gehirnüberflutung, gepaart mit immer mehr Stress durch die totalitäre Handy-Verfügbarkeit der sich kaum noch jemand entziehen kann, gepart mit einem immer stärkeren totalitären Anspruch auf Verfügbarkeit und Flexibilität am Arbeitsplatz bei gleichzeitigem Abbau oder der Aushölung von Arbeitnehmerrechten, das alles was so zur totalen Individualisierung, zur totalen Konsum- und Fremdorientierung beiträgt – das ist es was wie ein Krebsgeschwür das autonome Denken und Handeln immer mehr erschwert.
Totale Konsumkontrrolle, totale Arbeitskontrolle, totale Finanzkontrolle, totale Kommunikationskontrolle durch Staaten, aber auch durch Wirtschaftsunternehmen, durch die Mafia, durch religiöse Organisationen, durch wen auch immer sofern er genug Geld und Macht und Interessen hat das zu managen, das alles nehmen wir unkritisch hin, ja viele sind so stark davon persönlich abhängig, dass sie es subjektiv als einen Freiheitsverlust definieren würden, wenn sie plötzlich mal wirklich Zeit zum Nachdenken hätten, geschweige denn Zeit um mit anderen gemeinsam neu zu denken.
Natürlich gibt es im Internet eine Unzahl unterschiedlichster Foren und Beiträge zum neuen alternativen Denken, aber ohne die gleichzeitige Anbindung an ein Netz persönlicher Beziehungen (nicht nur Netz-Beziehungen im weltweiten Cyber-Nirwana) und ohne eine gleichzeitige neue Ideiologiebildung und die Herausbildung von wirklichen system-unabhängigen, damit system-gefährdenden Organisationen mit dem Willen zur eigenen Machtübernahme, also als relevante Gegenmacht, ist nach derzeitiger Lage der Zug in Richtung totalitäre Weltherrschaft unterwegs.
ATTAC oder OKUPAY-Bewegung, oder die Piraten-Partei sind zwar kleine Ansätze, aber solange sie nicht in der Lage sind die Machtfrage wirklich zu stellen und zum Beispiel das Räderwerk des totalitären Finanzkapitalismus ernsthaft lahm zu legen (Schulden nicht mehr begleichen, Verweigerung der Handyverfügbarkeit in Arbeitsverhältnissen, Verweigerung von Prüfungen, Verweigerung von Ordnungssystemen….) so lange schlittern wir freiwillig in die Unfreiheit.
Einen Faschismus würde ich an vier Eigenschaften festmachen: rechtsradikal, autoritär, totalitär und nationalistisch/rassistisch.
Dabei kann ich nach der Argumentation *höchstens* an zwei der vier Kriterien einen Haken machen (totalitär, autoritär). D.h. „faschistisch“ ist Facebook IMHO schon einmal nicht.
Bei „totalitär“ und „autoritär“ steckt auch keine Ideologie dahinter (sofern man „Geldverdienen“ nicht als Ideologie definiert). Facebook verwendet totalitäre (Zugriff auf alle Daten) und autoritäre (Kontrolle des Mediums) Methoden um, wie jeder zu erfolgreiche Kapitalist, sich ein unangreifbares Monopol zu schaffen.
Die Auseinandersetzung mit Facebook muss daher primär auf der wirtschaftlichen und nicht der ideologischen Ebene erfolgen. Ansonsten läuft man wie der Stier Richtung Tuch und nicht Torrero.
Da lass ich mich drauf ein, eingedenk dessen, dass ich von einem „neuen“ Faschismus rede. Da stellt sich die Frage, was daran alt ist (die Strukturen?) und was daran neu ist (die Inhalte?). Ich frage Dich in diesem Sinne: Was heisst rechtsradikal? Abstrahier Deine Antwort und frage dann, ob die Abstraktion passt. (Rechtsradikal könnte z.B. heissen: Führerprinzip, bedingungslose Gefolgschaft, keine Demokratie. Was davon passte?) Und auch nationalistisch ließe sich abstrahieren: Nur unsere Gemeinschaft ist die einzig richtige und gute, die beste, verschreib Dich uns. Okay, es gibt noch Alternativen zu facebook. Faktisch agiert facebook aber als Monopolist. Und sie tun selbstverständlich alles dafür, das genau das ausgebaut werden kann. Unser Dissens liegt vielleicht am ehesten darin, dass ich Facebook für eine auch ideologische bzw. politische Angelegenheit halte. Facebook übersteigt die sozusagen normalen und erwartbaren Aktivitäten eines Marktteilnehmers, der eine Chance hat, Monopolist zu sein. Das genau meine ich mit meinen Blogbeiträgen auszuführen.
Rechtsradikal ist für mich (nach Abzug der Überschneidungen zu Autoritär und Totalitär):
– Eine Gruppe (z.B. Ethnie) ist inhärent (unabhängig von Leistungen oder Verdienst) besser als andere.
– Nicht alle Menschen sind rechtlich gleichgestellt.
Prüfung von Facebook auf diese beiden Parameter: Fehlanzeige
b) Nationalismus/Rassismus
Das würde bedingen, dass die Zugehörigkeit zu einer Gruppe signifikant Vorrang vor allen anderen Zugehörigkeiten hat.
Selbst der glühendste Vertreter von Facebook würde sich nicht primär als Facebookianer bezeichnen, so wie es überzeugte Christen, Deutsche oder selbst Fußballklubanhänger tun. Es ist eher ein „Ach und bei Facebook bin ich auch.“
Auch Deine eigenen Kriterien verfangen nicht. Führerprinzip? Die Mehrheit der FB-Mitglieder kann mit Zuckerberg wenig anfangen. Bedingungsloser Gehorsam? Lichtjahre entfernt…
Ich erkenne bei FB einen Daten-Totalitarismus (was schlimm genug ist), aber keine argumentativ verwertbare Spur von Faschismus.
IMHO fällst Du in eine Falle: Wenn „X“ im weit übergreifenden Konsens als „böse“ anerkannt wird, besteht immer die Versuchung jedem selbst-erkanntem Bösen „X“-Eigenschaften nachzuweisen.
So war z.B. nach 9/11 Terrorismus entsprechend besetzt und es wurde alles (vermeintlich) Böse zu Terrorismus. Das ging so weit. dass die Content-Inhaber Spots gedreht haben, wo Raubkopien als Unterstützung für Terroristen gebrandmarkt wurden.
Du bist dieser Versuchung ebenfalls erlegen, wenn auch signifikant weniger absurd ;-).
Okay, beim ethnischen Vorrang kann ich die Abstraktion nicht
weit treiben. Aber es gibt zumindest eine Arroganz bei
facebookerianern, wonach diejenigen, die sich nicht in
facebook bewegen, entweder von Technik keine Ahnung
haben oder einfach doof sind. Ich beobachte, wie in
Schulklassen diejenigen Schüler, die keinen facebook-Zugang
haben, sich rechtfertigen müssen, ausgegrenzt werden.
Man muss es sich dort leisten können, nicht bei facebook
zu sein.
In meinem anderen Beitrag habe ich das „Führerpersonprinzip“
ersetzt durch facebook als Aktiengesellschaft, dessen Gedeihen mir
als Aktieninhaber am Herzen liegen muss. Das ist sehr
viel „rationaler“ als das Wohlergehen eines Herren zu
meinem Anliegen zu erklären. Entsprechend ökonomischer
Vernunft darf facebook Gefolgschaft erwarten, mit allem
was facebook zum Fortsetzen des Drangsalierens seiner
Mitglieder macht.
Ich tappse in keine Diabolisierungs-Falle, nur weil ich die
Alarmierungsfunktion des Begriffs Faschismus gerne mitnehme.
Inzwischen setze ich darauf, dass umgekehrt die bisherigen
Faschismusanalysen verbesserungsfähig sind entlang der
theoretischen Leitfigur der „Simulation von Gesellschaft
in den Grenzen einer Organisation“. Da ist reichlich Musik
drin.
Da ich deinen en Beitrag von „2011/12/05 um 21:04“ nicht direkt Kommentieren kann, fange ich wieder auf Ebene 0 an:
Also auf mich wirkst Du doch sehr tief drin in der Diabolisierungsfalle. Um Facebook als faschistisch oder auch nur faschistoid zu kategorisieren, müsste ich die Definition von Faschismus wie eine Brezel zurechtbiegen. Die Änderungen wären keine Abstraktionen mehr, sondern eine Anpassung an das gewünschte Ergebnis.
Es ist hier nicht so, dass ich in der Bewertungen divergiere, sondern noch nicht einmal die grundsätzliche Logik der Einstufung nachvollziehen kann.
Das Eis Deiner Argumentation trägt nicht. Es knackt nicht nur, sondern es platscht schon ;-).
Aktiengesellschaften sind nicht mit Volksgemeinschaften vergleichbar und haben auch kein Führerpersonprinzip. Solche Tendenzen sind typischerweise für Firmen sehr ungesund. Shareholder sehen und verhalten sich nicht wie Gefolge. Wenn sie das tun, sind sie schnell ihr Geld los.
Auch die Arroganz einer Gruppe gegen Nicht-Mitgliedern ist kein Kennzeichen von Faschismus. Es fehlt hier komplett der „vom Schicksal auserwählt“-Komplex. Drinnen und Draußen ist nicht das gleiche wie Über und Unter.
Wenn man die Faschismusanalysen in Deinem Sinne „verbessert“, dann haben wir schnell eine Faschismusinflation.
Auch verstehe ich nicht, was mit einem wackligen Faschismus-Vorwurf gegenüber einer soliden Totalitarismus-Anschuldigung gewonnen wäre.
V0.2
Ich erwarte von Dir, dass Du mehrere Bälle in der Luft halten kannst. Es geht um das Erstellen eines Gesamtbildes mit noch vielen Unbekannten. Aber auch sehr vielem Bekannten. Möglicherweise überdramatisiere ich. Aber wirklich alle anderen Statements machen nur eines: Verharmlosen.
1. Es handelt sich bei facebook nicht um irgendein Aktienunternehmen: facebook-Aktieninhaber sind zugleich Nutzer und Produkte (Jon Callas), aber nicht die Kunden des Unternehmen. Diese aberwitzige Konstellation wäre historisch erstmalig. Entsprechend ungewiss ist der Ausgang eines solchen Sozialexperiments.
2. Totalitarismus besagt zu wenig. Es geht um ideologische Aufladungen, um kulturelle Besitznahme, um einen merkwürdigen Schleier an Undurchdringlichkeiten für „rationale“ Argumente. facebookerianer machen einem klar, dass Überwachung und Überwachtwerden doch ganz normal sei. Wie googlepluser und Android- und ipad-Nutzer auch.
3. Ich bin ja nicht allein. In den Worten des Spiegels (49>/5.12.11: 81): „Facebook ist keine Internetfirma, sondern ein Quasi-Staat im Internet. Eine Zuckerberg-Republik“. Die Autoren haben eine gute Intuition. Das ist noch keine analytische Entwicklung, aber der richtige Ansatz. Der weiterführen kann. Und wenn die These stimmt, dann handelt es sich um einen Staat, logisch ohne die Mechanismen eines Rechtsstaats, ist ja ein Unternehmen.
4. Dass Du verstehst, was es systemtheoretisch heissen könnte, dass eine Organisation Gesellschaft simuliert, erwarte ich nicht. Und dass Du die Begeisterung darüber teilst, dass damit möglicherweise DAS maßgebliche Kriterium für aktuelle Faschismusanalysen freigelegt ist, erwarte ich genau so wenig. Weil Du die Systemreproduktionstypologie von Luhmann vermutlich nicht kennst.
5. Ich erwarte empirisch genau keine triviale Wiederholung des historischen Faschismuses. Mag auch die Verwendung des Begriffs Faschismus falsch sein, die Alternativen zum Kennzeichnen dessen, was da gerade abgeht, sind noch schlechter. Diktatur? Meinetwegen. Aber Globalsozialismus setzte dann doch zu klar falsche Assoziationen frei, es ist eben eher Faschismus als Sozialismus aus der Umgebung des CIA zu erwarten.
6. Leg eine Analyse von facebook vor. Nimm validere Begriffe und mach sie besser als ich. Wird etwas anderes als Verharmlosung dabei herauskommen? Aber wozu das Ganze eigentlich? facebook wird sich, so sieht es aus, die Bahn brechen. Ob google nun facebook aufkauft oder apple oder amazon… die Trajektorie läuft auf eine für mich sich klar abzeichnende Bifurkation zu. Und dann kann unsereins nicht einmal mehr auswandern, sondern wird bestenfalls zum Mond geschossen.
Was die Bälle angeht: Ich tue mein bestes. Ich denke aber auch an andere Leser. Dank Kristians G+-Verweis könnten davon ein paar komemn.
Zu 1. Die Schnittmenge von Nutzer/Produkt und Aktionär wird bedeutungslos (sowohl in Bezug auf Mehrheitsverhältnisse als auch Gesamtnutzerzahl) sein.
Zu 2. Du postulierst eine Ideologie, die zur Erklärung des Beobachtbaren nicht notwendig ist. Ich spiele hier nur Occam’s Razor.
Zu 3. Damit es auch nur ein Quasi-Staat werden kann, müsste die Bindung des Quasi-Volkes an FB größer sein als den tatsächlichen Staat. Tendenzen gibt es zwar, aber der Effekt ist für die Schlußfolgerung die zu ziehst IMHO noch um Zehnerpotenzen zu schwach.
Zu 4. Korrekt, ich kenne die Systemreproduktionstypologie von Luhmann nicht.
Zu 5. Du referenzierst hier die CIA. Kannst Du Verhalten aufzeigen, dass nur durch das Einbeziehen der CIA erklärbar wird? Oder (einfacher) Verhalten, dass nicht mit Gewinnstreben erklärbar ist.
Zu 6. Ich sehe hier durchaus auch Risiken, aber die sind im Vergleich zu anderen Risiken gering.
0. Ja. Es sind einige Leser über Kristian reingespült worden.
1. Bislang funktioniert die facebook-Gefolgschaft ohne diesen Mechanismus, dieser Mechanismus kommt hinzu. Weisst Du, in welcher Stückzahl die Aktie ausgegeben wird? Meine Prognose: In einer bislang noch nie dagewesenen großen Zahl. Gehen wir eine Wette ein?
2. Mir ist die ideologische Seite wichtig. Ich empfinde die Nutzer als „verführt“. In einem Parteivorstand beschließt man, ich glaube es war 4:2 Stimmen, nach einer Datenschutz-Beratung, die Fanpage abzuschalten. Die Entscheidung wird aber nicht umgesetzt, weil man doch denkt, auch die Befürworter der Abschaltung, dass die Insights unverzichtbar sind. Du unterschätzt die libidinöse Aufladung dieses Themas, per Facebook Aufklärung über die eigene Bedeutung zu bekommen. Ja, ich/die Organisation werde wahrgenommen. Sex toppt alles, bis auf den Tod. Facebook lockt mit Sex. Die nazis und die Primitsozialisten mussten noch mit dem Arbeitsversprechen locken. Der Umgang mit Occam’s Razor ist nur was für Kundige oder Sensible. :)
3. Facebook bindet über Plaudereien mit Freunden, Spiele, über eine eigene Währung, über eine Struktur, die einfach als gegeben akzeptiert ist. Und es könnten auch Verwaltungen ihre Dependancen in facebook eröffnen. Daran gedacht wird auf jeden Fall. Und warum iccht auch Mediationen über Facebook abwickeln? Es ist dann eine Domänen-Verankerung, keine Raumverankerung. Die konventionelle Politik übt an „Europa“ ein bischen diese neue Domain-Referenzierung, aber ist natürlich im Vergleich immer noch zu raumselig. Ich schätze das Risiko dieser Entwicklung hoch ein. Ich behaupte ja nicht, dass alles schon in größter Ausprägung vorliegt.
5. Dass es facebook gibt ist vermutlich vor allem der CIA zu verdanken. Die CIA war der „indirekte“ Risikokapitalgeber (Adamnek 2011: Die facebook-Falle). Und es mehren sich die Berichte, die die Schattenseiten der Vernetzung über facebook der Revolutionäre insbesondere in Ägypten, Tunesien, Libyien auflisten. Facebook konnte massivsten Einfluss auf die Kommunikationen und Nachrichtensituationen in diesen Ländern nehmen. Das wird nicht facebook mit seinen weltweit 2000 Mitarbeitern sondern die CIA gemacht haben, ansonsten hätte sie ihren Job verfehlt. Weil die deutschen VZ-Netzwerke an diesem Punkt möglicherweise zu skrupelös waren, im Unterschied zum offenbar skrupellosen aggressiven Zuckerberg, fehlten denen Kapital, ein zwei anständige Think Tanks und die richtigen Connections rein in die Zentren der Macht, um nun mal das ganz große Ding zu drehen. VZ wollte sich zuletzt an Datenschutz halten, das gab ihnen den Rest. Und wieder ein Indikator für die These: Datenschutz/Rechtstaat und Netzwerke sind nicht vereinbar, auch nicht unter der Regie des Staates.
Zu 0. Es gibt auf G+ eine Handvoll Kommentare. Willst Du die sehen? Kommst Du da ran?
Zu 1. Zwei Wetten: Der Streubesitz wird 30% nicht übersteigen. Weniger als 1 Promille aller FB-Nutzer werden Aktionäre. Wenn Du auch nur eine der Wetten annimmst, hätte ich auch noch einen Gebrauchtwagen für Dich ;-).
Zu 2. Ich gebe Dir Recht, FB hat eine geniale Strategie, damit Nutzer Produkte bleiben. Das indiziert keine Ideologie. Sex verkauft alles, von Deo bis Zuckerwasser. Wieso sollte FB darauf verzichten (*1). Occam’s Razor ist was Wissenschaft von Religion unterscheidet (*2).
Zu 3. Sehe ich nicht. Das würde FB erstmal un-sexy machen. Auf jeden Fall gibt es keine aus meiner Sicht erkennbaren Tendenzen.
Zu 5. Risiko-Kapital: Zur Untermauerung des Postulates verweist Du auf ein anderes Postulat. Die VC’s der ersten Stunde haben keine engeren Verbindungen zum CIA als der Industriedurchschnitt (was nicht heißt, dass es nette Menschen waren).
Auch zu 5. Das Monitoring von FB durch die CIA sehe ich als gegeben an. Die Nutzung von FB als Plattform bzw. Kommunikationsmittel durch die CIA zur Einflußnahme auf die Aufstände im nahen Osten ist natürlich (genauso wie bei Twitter, Skype, etc.). Hast Du Belege (nicht Referenzen auf andere Postulate), dass die Plattform zum Manipulieren genutzt wird? D.h. dass FB die Mechanismen der Plattform zu Gunsten der CIA und entgegen finanziellen Interessen manipuliert?
(*1) Ich frage mich ob FB die Pressemeldungen selber lanciert hat, dass viele Scheidungen auf via FB angebahnte Seitensprünge zurückgeht. Das wäre echt diabolisch clever.
(*2) Wissenschaft zeichnet sich für mich durch zwei Eigenschaften aus: (a) Sie erklärt die beobachtbaren Phänomene mit einem minimalen Satz an Annahmen und (b) sie erlaubt Prognosen für durchzuführende Experimente.
zu 0. Ich habe die Kommentare lesen können. Sind bis auf einen (Pohl, „p2p, alles Clients“, hab darauf im Grundsatz zustimmend replyt, ist moderiert, hat Kristian bislang nicht frei gegeben) belanglos.
zu 1. Einschätzung für Streubesitz ist okay. Die Zahl der Aktionäre ist begrenzt durch die Ausgabemenge der Aktien. Ich bleibe bei meinen natürlich sehr viel unwahrscheinlicheren 1% für westliche Gesellschaften, die überhaupt nur das Geld zum Kauf haben. FB wird alles dafür tun, eine solche Quote zu erreichen.
zu 2. Ich versuche zu erklären, warum Privatmenschen und Organisation gegen ihre Interessen und rational gewonnenen Einsichten handeln. Das ist meine Operationalisierung von „verführt sein“.
OR gilt rhetorisch für den, der ihn als erster ausruft? Entscheidend: Sind die Kriterien inhaltlich gut ausgewählt und richtig (Sachkunde) und gut arrangiert (Sensibilität)? Religion unterscheidet Wissenschaft nicht durch OR, sondern durch die Axiomatisierung und deren Strategien des unkenntlich Machens. Erklären tut Religion auch, ebenfalls mit einem minimalen Satz an Annahmen. Experimente sind dann nicht mehr trivial so wenig wie die Prognosen, wenn die Objekte Ohren haben und die Experimentatoren selber Bestandteil des Experiments sind. Wovon sich sogar Physiker seit Heisenberg irritieren lassen müssen. Wissen führt nicht zur Abschaffung von Unwissen, sondern zu Steigerung des Wissens, was alles ungewiss ist.
zu 3. Ohne Differenzen bildende Theorie kann man vielleicht irgendetwas beobachten, aber nicht darüber kommunizieren.
zu 5a. Die Abhängigkeit vom CIA ist kein Postulat, sondern eine Beobachtung. Die einen Großteil erklären könnte, wie man innerhalb von wenigen Jahren von 0 auf 1 Milliarde Umsatz kommen kann, an allen reinen Marktmechanismen und Globalplayern vorbei.
zu 5b. Nein, ich habe keine „Belege“. Woher sollte ich die haben? Es gibt im Netz Äußerungen dazu. Und eigene Überlegungen, wenn in Tunesien u.a. Facebook erst 16 Tage abgeschaltet war, dann wieder erreichbar, flankiert von Kommentaren, dass seitdem die Geheimdienste immer schon vor den Aktivisten an den verabredeten Plätzen waren. Also? Facebook macht in seinen AGBen keine Integritätszusicherungen. Alle die darüber kommunizieren, sind facebook intransparent ausgeliefert. Facebook macht die Regeln, wer was zu sehen bekommt. Und bei Bedarf, also bei Ausrufen von Krieg und Terrorbekämpfung, übernimmt die CIA. Nicht mehr nur Gegner abhören ist die Devise, sondern intelligent im Interesse der USA fernlenken. Das ist eine These, die daran überprüft werden kann, ob fortan Beobachtungen dafür oder dagegen sprechen.
Zu 0. Es ist nur dann belanglos, wenn Du es nicht als Indikator für die Akzeptanz in einem FB eher feindlich eingestellten Umfeld siehst.
Zu 1. Du kannst folgende Annahmen treffen: Unternehmenswert 50-100 Milliarden US$, Anteil bei einem IPO 10-30%. D.h. es werden 5-30 Milliarden US$ eingespielt. Annahme für die weitere Argumentation: Mittelwert 18 Milliarden US$. Der Aktienpreis wird ca. 25-40 US$ betragen. D.h. es werden ca. 600 Millionen Aktien ausgegeben. Die Dinger werden nicht einzelnd verkauft werden (zu teuer, 20 wäre eine extrem kleine Menge), d.h. es wird garantiert nicht mehr als 30 Millionen Anteilseigner geben. Das wäre das theoretisch Machbare, d.h. wenn die effektiven Zahlen in diese Größenordnung gehen wüden, könnte man es als Argument für Deine Position ansehen. Ich würde eher mit < 1 Millionen Anteilseigner rechnen, was man dann als Bestätigung meiner Position sehen könnte. OK? Zahlen sind nicht aus der hohlen Hand, wenn gewünscht kann ich die ausführlicher herleiten.
Zu 2. Vielleicht kommen wir hier weiter, wenn Du kurz beschreibst, was die Ideologie von FB Deiner Meinung nach ist.
Zu 3. In Bezug auf den Quasi-Staat ist das stärkste Argument von Dir die eigene Währung. Die Ausprägung eines eigenen Volkes und eigener Machtstrukturen ist derzeit bestenfalls eine theoretische Möglichkeit.
Zu 5. Welche Beobachtung meinst Du hier?
5.a. Wachstum: Das Wachstum von FB ist stark, aber nicht unerklärlich. Alleine bis 2007 hat FB 350 Millonen US$ an VC eingenommen. Damit ein Milliarden-Umsatz-Unternehmen aufzubauen ist keine Kunst und nichts einmaliges.
5.b. Die genannten Beobachtungen in Tunesien sprechen eher für eine Einflußnahme des tunesischen Geheimdienstes auf das Internet im Allgemeinen als auf die der CIA. Und nichts deutet auf ein Mitspielen von FB selber hin.
D.h. für eine Involvierung der CIA über ein bei Kommunikationsdiensten üblichen Umfang sehe ich keine Indizien, geschweige denn Beweise.
zu 0. Effekte und Rhetorik, einzelne Töne, keinerlei Übung im Erstellen einer Melodie. Eben außer Pohl.
zu 1. Ist mir Recht. Bis zu 1 Millionen Anteilseigner gewinnst Du, ab 10 Millionen habe ich gewonnen. Faktor 10 ist eine edle Kennzeichnung der Grenze, wenn dazwischen dann unentschieden, das ist großzügig von mir. Was ist der Wetteinsatz?
Ich biete Dir noch eine Wette an, die eng verwandt ist: Zuckerberg ziehrt sich lange schon, was ihm sein Think Tank empfiehlt. Aber facebook geht tatsächlich an die Börse, und zwar in 2012 oder spätestens 2013. Bis dahin muss das durch sein. Ich würde mich für die Wette auf 2012 festlegen.
zu 2. Du bist sexier als bislang, weil Du facebook nutzt. Und: totale Transparenz ist sexy, die von totaler Mobilität (Apple) und totaler Warenverfügbarkeit (Amazon) und totalem Wissen (Google) flankiert wird (vgl. Spiegel-Artikel). Die letzten drei werden an facebook angeflanscht, facebook organisiert sie (sorum ist vermutlich leichter als umgekehrt). Ich bin noch nicht ganz entschieden, ob facebook als Gewinner rausgeht, so wie der Spiegel offenbar vermutet. Wenn google keine Fehler macht, ist eigentlich google – aufgrund seiner noch etwas besser ausgebildeten Fähigkeit zur Organisation auch von Organisationsexternem (bspw. in Form der seit Jahren angelegten „unique users“) – auch der noch größere Angriff auf die bürgerlichen Freiheiten. Also: Der Transfer der SocialNet-Avantgarde von facebook zu google+ könnte sich als Totalreinfall herausstellen. Für mich zZ 50:50.
zu 3. Nicht mehr raumgebundenes Volk, sondern domaingebundene Mitgliedschaft. Raumgrenzen lösen sich, wie bisher schon, auf (von Flüssen/Meeren/Bergen über Mauern über TürmeMitGedaschtenMauernDazwischen über gedachte Grenzlinien über Katastereinträge und Karten zu Geokoordinaten). Die räumliche Verwaltung ist nur noch automatisierte Exekutive. Der Rest an räumlichen Unwägbarkeiten wird dann in den facebook-Grenzen abgewickelt.
5. Die ausländischen Geheimdienste sind vollständig abhängig von Facebook. These: Das Management ausländischer Geheimdienste überlässt Zuckerberg sinnvollerweise dem facebook-Anteilseigner CIA. Aus meiner Beobachtungsposition kann ich nur Thesen darüber liefern und Plausibilität beanspruchen. Genau nur wie Du (vermute ich). In diesem ganzem Umfeld kann es keine belastbaren Beweise für irgendwas geben. Genau das wird dort permant unterlaufen.
Mit dieser These der CIA-Steuerung kann ich allerdings Prognosen abgeben, die dann Beobachtungen organisieren, das heisst: zu bestätigen oder zu widerlegen gestatten. Eine These in diesem Sinne: Wenn eine Revolution in einem arabischen Staat auf eine Installation von USA-feindlichen religiösen Fundamentalisten hinausläuft, dann wird es zu keiner prästabilisierten westfreundlichen Ordnung – wie in Tunesien, Ägypten und Libyien geschehen – hinauslaufen. Dort macht sich der Westen breit. Sondern es werden die Unruhen durch Kommunikationsstörungen (überwachen, zerstören, verbieten von Internet- bzw. twitter- und facebook-Zugängen) ohne Ende am Köcheln gehalten. Und zwar so lange bis absehbar ist, das sich eine West- oder klarer noch: USA-geeignete Struktur ausbilden wird. Ein Testkandidat für die Thesen: Syrien.
Theorie ist dazu da, informationshaltige, konstruktive Thesen zu generieren, nicht: die Welt festzunageln. Auch das geht seit Heisenberg nicht mehr. Festnageln (heisst: alle Risiken rauszunehmen) ist allerdings die Erwartung von Technikern oder Technokraten. Was sie noch lernen müssen ist: Risikomanagement. Ja, und auch Theorie unterliegt dann Veränderungen. Wann woran zu zweifeln ist, an den Beobachtungen oder an deren theoretischer Organisation, ist offen. Die Funktion des Diskurses besteht darin, hierfür Kriterien zu generieren, was stabil bleiben sollte und was variiert wird.
Zu 0. Inhaltlich ACK. Aber Du hast doch Absichten mit Deinem Text. Soll er nur schön und wahr sein oder willst Du eine Wirkung erzielen. Wenn letzteres: die Rezeption deutet auf eine geringe Feuerwirkung hin.
Zu 1. OK, Wetteinsatz Abendessen für 4 Personen im Ruffini?
Ich glaube auch, dass der IPO bald erfolgt. Hauptargument gegen einen IPO waren für Zuckerberg die erhöhten Transparenzanforderungen. Diese muss er aber bald sowieso erfüllen, da er mehr als 500 Shareholder haben wird. Wenn die CIA ein wesentlicher Spieler bei FB ist, würde nach meiner Einschätzung eher später erfolgem.
Zu 2. Ist das für Dich schon eine Ideologie?
IMHO hat FB im Kampf gegen Google nur Außenseiterchancen (<25%). Aber hier besteht die Gefahr, dass meine Sympathie/Antipathien die Einschätzung beeinflussen.
Zu 3. Raumgebunden habe ich (weise wie ich bin) gar nicht als Kriterium gefordert. Damit ich FB als Quasi-Staat akzeptiere, müssten zwei Kriterien erfüllt sein:
a) Ein signifikanter Anteil der FB-Nutzer müsste FB näher stehen als z.B. den USA, UK oder BRD.
b) FB müsste eine Exekutive haben, die das Leben der Nutzer auch abseits der Plattform reglementieren kann.
Zu 5. Ein Negativum lässt sich nicht beweisen. Daher muss man es von der anderen Seite angehen:
a) Liegt die Kooperation im Interesse beider Seiten? Was hat die jeweilige Seite davon?
b) Ist das Verhalten einer der beiden Seiten nur durch eine Kooperation sinnvoll zu erklären?
c) Impliziert die Kooperation Effekte in der Zukunft anhand derer man die Hypothese überrüfen kann?
Zu a) kann man sagen: Im Interesse der CIA liegt es, das Interesse von FB wäre durch finanzielle und regulatorische Vorteile motiviert. Die FB-Vorteile lassen sich aber auf Dauer nicht verstecken.
Zu b) Hier bist Du zur Zeit sehr dünn besetzt ;-). Ich erkenne solches Verhalten noch nicht einmal im Ansatz.
Zu c) Deine Prognose ist IMHO nicht valide, da jeder fundamentalistisch geprägter Staat Unruhe sozusagen eingebaut hat. Wenn Du hier punkten willst, müsstest Du bessere Prognosen abgeben (z.B. einen derzeit stabilen Staat der nach Entfremdung mit den USA durch soziale Medien destabilisiert wird. Ist z.B. so etwas in der Türkei zu beobachten?).
Soziale Netzwerke und religiös autoritäre Staaten sind aus meiner Sicht viel stärkere Gegensätze als Grundgesetz und soziale Netzwerke. Da brauche ich für ein Feuer keine CIA.
zu 0. Es geht mir zunächst darum, ob meine Theorie, meine Beobachtung, meine Prognosen, meine Thesen wahrheitsfähig sind. Die Frage der Wirkung stellt sich danach. Es geht zunächst um Diskurs als darum, dass der „seltsame Zwang des besseren Arguments“ eine Chance erhält. Das ist eine wissenschaftliche Motivlage.
zu 1. Ich schlage etwas anderes vor: Wenn ich verliere, ist eine Verbesserung meiner Urteilsfähigkeit von Nöten. Deshalb biete ich Dir an, dass Du mir einen Aufsatz/ ein Buch schenken darfst, das ich zu lesen dann verspreche. Für Dich gilt natürlich umgekehrt das gleiche. Wenn ich gewinne, musst Du ein Buch/ einen Aufsatz meiner Wahl lesen.
zu 2. Aus dieser These lässt sich eine ganze Ideologie entwickeln, ja.
zu 3a. Was heisst „näher stehen“? Es reicht, dass die entscheidenden gesellschaftlichen Tätigkeiten in Facebook abgewickelt werden: Einkaufen, Verkaufen, Informieren, Plaudern, Planen, Diskutieren, Entscheiden. Ganz toll, wenn Organisationen sich in facebook abbilden. Passiert tendentiell schon am Beispiel von Schulklassen oder Universitäten. Andere werden folgen.
3b. Anwälte und Inkassounternehmen, dann Mediation. Wozu abseits der Platform reglementieren? Das gibt es nicht mehr, bzw. ist doch absolut irrelevant, was außerhalb der Grenzen passiert. Innerhalb kann man dann noch die Inklusion bzgl. facebook stufenweise verschlechtern, Einschränkung der Optionen, langsame Wiederfreigabe.
zu 5. Verstehe das Diktum nicht.
5a. Genau, CIA und facebook kommen sich nicht ins Gehege. Und im Zweifel bestimmt die CIA. Facebook wird ansonsten in Ruhe gelassen, die kriminellen und gegen die Verfassung verstoßenden Aktivitäten wird staatlicherseits gedeckt, solange CIA und vermutlich FBI nicht ihren Einfluss verlieren. Da haben beide etwas von: CIA perfekte Vorratsdatenspeicherung höchster Qualität, FB einen hochattraktiv-verführerischen Dienst. Ob das ewig so geht, vermutlich nicht. Die CIA wird ohne FB nicht mehr können. FB wird versuchen, auch die CIA zu dominieren.
5b. verstehe ich nicht. Sollte mit 5a erklärt sein.Ich stelle nicht auf Kooperation selber ab, sondern auf den Durchgriff der CIA auf andere Geheimdienste durch das Agreementgemäß 5a Das reicht mir.
5c. Ich liefer Dir feine Thesen an, was willst Du noch? Ich kann Dir erklären, warum Tunesien, Ägypten, Libyien mit dem Thema durch sind, Syrien nicht. Weil die CIA unterschiedlich agiert in der Beurteilung, wer danach die Macht übernehmen wird und wie die neuen Machthaber orientiert sein werden, westlich oder fundamentalistisch. Sie kann das perfekt über facebook. Sie muss dafür auf der Contentebene von FB nur ein paar interessante Leute eingekauft haben, die die anderen in FB reinziehen.
Facebook und religiös-autoritäre Staaten sind strukturell betrachtet identisch. Beide verfügen über DEN EINEN Beobachtungspunkt, auf den sich alles zurechnen lässt, der dem Ganzen die Logik verleiht – und für Techniker den besonderen Reiz ausmacht. Das ist im Grunde der Kern meiner Argumentation. Deine Imaginationen zu sozialen Netzwerke leiten fehl. Dagegen sind Internet und Grundgesetz vereinbar, weil sie den einen EINEN Beobachtungspunkt verunmöglichen, denn Markt, Gewaltenteilung und Demokratie sowie freie Diskurse sind möglich. Sie alle gründen strukturelll und mit Bezug zu Personen in Anonymität, also in der Nichtzuordbarkeit von systemreproduzierenden Ereignissen auf bestimmte Personen (http://www.maroki.de/pub/privacy/anonip.pdf). Anonyme Peerreviews, geheime anonyme Wahlen, anonymes Bezahlen. Die Freiheit in der Anonymität der Großstadt. Facebook dagegen ist der Tod des Internet, weil sich Anonymität, das strukturelle Analogon zu Freiheit/Privatheit einer Person, innerhalb einer Organisation nicht simulieren lässt. Das lässt sich ja kaum in Gesellschaft herstellen, wie wir seit ANON/JAP bzw. Thor wissen. Das alles kann man gegenwärtig eben nur mit Theorie sehen. Ohne Theorie bleibt bestenfalls intelligente Intuition, die manchmal trifft, manchmal aber ebenso gnadenlos daneben haut.
[…] Martin Rost, MA am ULD S-H, in seinem privaten Bloghttps://marokiblog.wordpress.com/2011/12/04/facebooks-borsengang-v0-1/undhttps://marokiblog.wordpress.com/2011/12/04/moderne-faschismus-indikatoren-v0-1/ […]
Ich denke dass im Moment bei Facebook wie auch bei anderen sozialen Netzwerken faschistische Tendenzen derzeit nicht ablesbar sind, denn es fehlt an einem übergeordneten ideologischen Konzept das mehr als blose Gewinnmaximierung zum Ziel hat. Aber das Internet und die Datenverarbeitungstechnologie, überhaupt die IT-technologie sind Werkzeuge, die es zukünftigen Herrschaftssystemen und -ideologien ermöglichen, relativ leicht die totale zentralistische Kontrolle und Manipulation der Massen zu gewährleisten.
Eine neue Art des Faschismus wird nicht mehr plump mit offenem Terror, mit Springerstiefeln, mit militärischen oder paramilitärischen Formen und mit einem offen propagierten Warheits- und Alleinvertretungsanspruch daher kommen.
Nein das geht viel subtiler ab. Die Massen werden einfach nur so lange verunsichert, bis sie freiwillig froh sind total kontrollierbar zu sein. Sie werden so lange mit alternativlosen Vorschlägen bombardiert, durch eine öffentliche Mainstreem-Presse und Medienlandschaft gestützt, dass sie auch ohne die klassischen Herrschafts- und Zwangsmittel den Herrschenden folgt, sie zu mindestens nicht bedeutsam in Frage stellt.
Die demokratische Vielfalt und Pluralität als Voraussetzung für Herrschaft, als Voraussetzung um die Organisierung und Strukturierung von Gegenmacht in der Googel-Informationsflut untergehen zu lassen, das ist der neue Faschismus.
Quasi eine Art permanente Gehirnüberflutung, gepaart mit immer mehr Stress durch die totalitäre Handy-Verfügbarkeit der sich kaum noch jemand entziehen kann, gepart mit einem immer stärkeren totalitären Anspruch auf Verfügbarkeit und Flexibilität am Arbeitsplatz bei gleichzeitigem Abbau oder der Aushölung von Arbeitnehmerrechten, das alles was so zur totalen Individualisierung, zur totalen Konsum- und Fremdorientierung beiträgt – das ist es was wie ein Krebsgeschwür das autonome Denken und Handeln immer mehr erschwert.
Totale Konsumkontrrolle, totale Arbeitskontrolle, totale Finanzkontrolle, totale Kommunikationskontrolle durch Staaten, aber auch durch Wirtschaftsunternehmen, durch die Mafia, durch religiöse Organisationen, durch wen auch immer sofern er genug Geld und Macht und Interessen hat das zu managen, das alles nehmen wir unkritisch hin, ja viele sind so stark davon persönlich abhängig, dass sie es subjektiv als einen Freiheitsverlust definieren würden, wenn sie plötzlich mal wirklich Zeit zum Nachdenken hätten, geschweige denn Zeit um mit anderen gemeinsam neu zu denken.
Natürlich gibt es im Internet eine Unzahl unterschiedlichster Foren und Beiträge zum neuen alternativen Denken, aber ohne die gleichzeitige Anbindung an ein Netz persönlicher Beziehungen (nicht nur Netz-Beziehungen im weltweiten Cyber-Nirwana) und ohne eine gleichzeitige neue Ideiologiebildung und die Herausbildung von wirklichen system-unabhängigen, damit system-gefährdenden Organisationen mit dem Willen zur eigenen Machtübernahme, also als relevante Gegenmacht, ist nach derzeitiger Lage der Zug in Richtung totalitäre Weltherrschaft unterwegs.
ATTAC oder OKUPAY-Bewegung, oder die Piraten-Partei sind zwar kleine Ansätze, aber solange sie nicht in der Lage sind die Machtfrage wirklich zu stellen und zum Beispiel das Räderwerk des totalitären Finanzkapitalismus ernsthaft lahm zu legen (Schulden nicht mehr begleichen, Verweigerung der Handyverfügbarkeit in Arbeitsverhältnissen, Verweigerung von Prüfungen, Verweigerung von Ordnungssystemen….) so lange schlittern wir freiwillig in die Unfreiheit.
Einen Faschismus würde ich an vier Eigenschaften festmachen: rechtsradikal, autoritär, totalitär und nationalistisch/rassistisch.
Dabei kann ich nach der Argumentation *höchstens* an zwei der vier Kriterien einen Haken machen (totalitär, autoritär). D.h. „faschistisch“ ist Facebook IMHO schon einmal nicht.
Bei „totalitär“ und „autoritär“ steckt auch keine Ideologie dahinter (sofern man „Geldverdienen“ nicht als Ideologie definiert). Facebook verwendet totalitäre (Zugriff auf alle Daten) und autoritäre (Kontrolle des Mediums) Methoden um, wie jeder zu erfolgreiche Kapitalist, sich ein unangreifbares Monopol zu schaffen.
Die Auseinandersetzung mit Facebook muss daher primär auf der wirtschaftlichen und nicht der ideologischen Ebene erfolgen. Ansonsten läuft man wie der Stier Richtung Tuch und nicht Torrero.
CU, Martin
Da lass ich mich drauf ein, eingedenk dessen, dass ich von einem „neuen“ Faschismus rede. Da stellt sich die Frage, was daran alt ist (die Strukturen?) und was daran neu ist (die Inhalte?). Ich frage Dich in diesem Sinne: Was heisst rechtsradikal? Abstrahier Deine Antwort und frage dann, ob die Abstraktion passt. (Rechtsradikal könnte z.B. heissen: Führerprinzip, bedingungslose Gefolgschaft, keine Demokratie. Was davon passte?) Und auch nationalistisch ließe sich abstrahieren: Nur unsere Gemeinschaft ist die einzig richtige und gute, die beste, verschreib Dich uns. Okay, es gibt noch Alternativen zu facebook. Faktisch agiert facebook aber als Monopolist. Und sie tun selbstverständlich alles dafür, das genau das ausgebaut werden kann. Unser Dissens liegt vielleicht am ehesten darin, dass ich Facebook für eine auch ideologische bzw. politische Angelegenheit halte. Facebook übersteigt die sozusagen normalen und erwartbaren Aktivitäten eines Marktteilnehmers, der eine Chance hat, Monopolist zu sein. Das genau meine ich mit meinen Blogbeiträgen auszuführen.
a) Rechtsradikalität
Rechtsradikal ist für mich (nach Abzug der Überschneidungen zu Autoritär und Totalitär):
– Eine Gruppe (z.B. Ethnie) ist inhärent (unabhängig von Leistungen oder Verdienst) besser als andere.
– Nicht alle Menschen sind rechtlich gleichgestellt.
Prüfung von Facebook auf diese beiden Parameter: Fehlanzeige
b) Nationalismus/Rassismus
Das würde bedingen, dass die Zugehörigkeit zu einer Gruppe signifikant Vorrang vor allen anderen Zugehörigkeiten hat.
Selbst der glühendste Vertreter von Facebook würde sich nicht primär als Facebookianer bezeichnen, so wie es überzeugte Christen, Deutsche oder selbst Fußballklubanhänger tun. Es ist eher ein „Ach und bei Facebook bin ich auch.“
Auch Deine eigenen Kriterien verfangen nicht. Führerprinzip? Die Mehrheit der FB-Mitglieder kann mit Zuckerberg wenig anfangen. Bedingungsloser Gehorsam? Lichtjahre entfernt…
Ich erkenne bei FB einen Daten-Totalitarismus (was schlimm genug ist), aber keine argumentativ verwertbare Spur von Faschismus.
IMHO fällst Du in eine Falle: Wenn „X“ im weit übergreifenden Konsens als „böse“ anerkannt wird, besteht immer die Versuchung jedem selbst-erkanntem Bösen „X“-Eigenschaften nachzuweisen.
So war z.B. nach 9/11 Terrorismus entsprechend besetzt und es wurde alles (vermeintlich) Böse zu Terrorismus. Das ging so weit. dass die Content-Inhaber Spots gedreht haben, wo Raubkopien als Unterstützung für Terroristen gebrandmarkt wurden.
Du bist dieser Versuchung ebenfalls erlegen, wenn auch signifikant weniger absurd ;-).
Gruß, Martin
Okay, beim ethnischen Vorrang kann ich die Abstraktion nicht
weit treiben. Aber es gibt zumindest eine Arroganz bei
facebookerianern, wonach diejenigen, die sich nicht in
facebook bewegen, entweder von Technik keine Ahnung
haben oder einfach doof sind. Ich beobachte, wie in
Schulklassen diejenigen Schüler, die keinen facebook-Zugang
haben, sich rechtfertigen müssen, ausgegrenzt werden.
Man muss es sich dort leisten können, nicht bei facebook
zu sein.
In meinem anderen Beitrag habe ich das „Führerpersonprinzip“
ersetzt durch facebook als Aktiengesellschaft, dessen Gedeihen mir
als Aktieninhaber am Herzen liegen muss. Das ist sehr
viel „rationaler“ als das Wohlergehen eines Herren zu
meinem Anliegen zu erklären. Entsprechend ökonomischer
Vernunft darf facebook Gefolgschaft erwarten, mit allem
was facebook zum Fortsetzen des Drangsalierens seiner
Mitglieder macht.
Ich tappse in keine Diabolisierungs-Falle, nur weil ich die
Alarmierungsfunktion des Begriffs Faschismus gerne mitnehme.
Inzwischen setze ich darauf, dass umgekehrt die bisherigen
Faschismusanalysen verbesserungsfähig sind entlang der
theoretischen Leitfigur der „Simulation von Gesellschaft
in den Grenzen einer Organisation“. Da ist reichlich Musik
drin.
Da ich deinen en Beitrag von „2011/12/05 um 21:04“ nicht direkt Kommentieren kann, fange ich wieder auf Ebene 0 an:
Also auf mich wirkst Du doch sehr tief drin in der Diabolisierungsfalle. Um Facebook als faschistisch oder auch nur faschistoid zu kategorisieren, müsste ich die Definition von Faschismus wie eine Brezel zurechtbiegen. Die Änderungen wären keine Abstraktionen mehr, sondern eine Anpassung an das gewünschte Ergebnis.
Es ist hier nicht so, dass ich in der Bewertungen divergiere, sondern noch nicht einmal die grundsätzliche Logik der Einstufung nachvollziehen kann.
Das Eis Deiner Argumentation trägt nicht. Es knackt nicht nur, sondern es platscht schon ;-).
Aktiengesellschaften sind nicht mit Volksgemeinschaften vergleichbar und haben auch kein Führerpersonprinzip. Solche Tendenzen sind typischerweise für Firmen sehr ungesund. Shareholder sehen und verhalten sich nicht wie Gefolge. Wenn sie das tun, sind sie schnell ihr Geld los.
Auch die Arroganz einer Gruppe gegen Nicht-Mitgliedern ist kein Kennzeichen von Faschismus. Es fehlt hier komplett der „vom Schicksal auserwählt“-Komplex. Drinnen und Draußen ist nicht das gleiche wie Über und Unter.
Wenn man die Faschismusanalysen in Deinem Sinne „verbessert“, dann haben wir schnell eine Faschismusinflation.
Auch verstehe ich nicht, was mit einem wackligen Faschismus-Vorwurf gegenüber einer soliden Totalitarismus-Anschuldigung gewonnen wäre.
Gruß, Martin
V0.2
Ich erwarte von Dir, dass Du mehrere Bälle in der Luft halten kannst. Es geht um das Erstellen eines Gesamtbildes mit noch vielen Unbekannten. Aber auch sehr vielem Bekannten. Möglicherweise überdramatisiere ich. Aber wirklich alle anderen Statements machen nur eines: Verharmlosen.
1. Es handelt sich bei facebook nicht um irgendein Aktienunternehmen: facebook-Aktieninhaber sind zugleich Nutzer und Produkte (Jon Callas), aber nicht die Kunden des Unternehmen. Diese aberwitzige Konstellation wäre historisch erstmalig. Entsprechend ungewiss ist der Ausgang eines solchen Sozialexperiments.
2. Totalitarismus besagt zu wenig. Es geht um ideologische Aufladungen, um kulturelle Besitznahme, um einen merkwürdigen Schleier an Undurchdringlichkeiten für „rationale“ Argumente. facebookerianer machen einem klar, dass Überwachung und Überwachtwerden doch ganz normal sei. Wie googlepluser und Android- und ipad-Nutzer auch.
3. Ich bin ja nicht allein. In den Worten des Spiegels (49>/5.12.11: 81): „Facebook ist keine Internetfirma, sondern ein Quasi-Staat im Internet. Eine Zuckerberg-Republik“. Die Autoren haben eine gute Intuition. Das ist noch keine analytische Entwicklung, aber der richtige Ansatz. Der weiterführen kann. Und wenn die These stimmt, dann handelt es sich um einen Staat, logisch ohne die Mechanismen eines Rechtsstaats, ist ja ein Unternehmen.
4. Dass Du verstehst, was es systemtheoretisch heissen könnte, dass eine Organisation Gesellschaft simuliert, erwarte ich nicht. Und dass Du die Begeisterung darüber teilst, dass damit möglicherweise DAS maßgebliche Kriterium für aktuelle Faschismusanalysen freigelegt ist, erwarte ich genau so wenig. Weil Du die Systemreproduktionstypologie von Luhmann vermutlich nicht kennst.
5. Ich erwarte empirisch genau keine triviale Wiederholung des historischen Faschismuses. Mag auch die Verwendung des Begriffs Faschismus falsch sein, die Alternativen zum Kennzeichnen dessen, was da gerade abgeht, sind noch schlechter. Diktatur? Meinetwegen. Aber Globalsozialismus setzte dann doch zu klar falsche Assoziationen frei, es ist eben eher Faschismus als Sozialismus aus der Umgebung des CIA zu erwarten.
6. Leg eine Analyse von facebook vor. Nimm validere Begriffe und mach sie besser als ich. Wird etwas anderes als Verharmlosung dabei herauskommen? Aber wozu das Ganze eigentlich? facebook wird sich, so sieht es aus, die Bahn brechen. Ob google nun facebook aufkauft oder apple oder amazon… die Trajektorie läuft auf eine für mich sich klar abzeichnende Bifurkation zu. Und dann kann unsereins nicht einmal mehr auswandern, sondern wird bestenfalls zum Mond geschossen.
Besten Gruß
Martin
Was die Bälle angeht: Ich tue mein bestes. Ich denke aber auch an andere Leser. Dank Kristians G+-Verweis könnten davon ein paar komemn.
Zu 1. Die Schnittmenge von Nutzer/Produkt und Aktionär wird bedeutungslos (sowohl in Bezug auf Mehrheitsverhältnisse als auch Gesamtnutzerzahl) sein.
Zu 2. Du postulierst eine Ideologie, die zur Erklärung des Beobachtbaren nicht notwendig ist. Ich spiele hier nur Occam’s Razor.
Zu 3. Damit es auch nur ein Quasi-Staat werden kann, müsste die Bindung des Quasi-Volkes an FB größer sein als den tatsächlichen Staat. Tendenzen gibt es zwar, aber der Effekt ist für die Schlußfolgerung die zu ziehst IMHO noch um Zehnerpotenzen zu schwach.
Zu 4. Korrekt, ich kenne die Systemreproduktionstypologie von Luhmann nicht.
Zu 5. Du referenzierst hier die CIA. Kannst Du Verhalten aufzeigen, dass nur durch das Einbeziehen der CIA erklärbar wird? Oder (einfacher) Verhalten, dass nicht mit Gewinnstreben erklärbar ist.
Zu 6. Ich sehe hier durchaus auch Risiken, aber die sind im Vergleich zu anderen Risiken gering.
0. Ja. Es sind einige Leser über Kristian reingespült worden.
1. Bislang funktioniert die facebook-Gefolgschaft ohne diesen Mechanismus, dieser Mechanismus kommt hinzu. Weisst Du, in welcher Stückzahl die Aktie ausgegeben wird? Meine Prognose: In einer bislang noch nie dagewesenen großen Zahl. Gehen wir eine Wette ein?
2. Mir ist die ideologische Seite wichtig. Ich empfinde die Nutzer als „verführt“. In einem Parteivorstand beschließt man, ich glaube es war 4:2 Stimmen, nach einer Datenschutz-Beratung, die Fanpage abzuschalten. Die Entscheidung wird aber nicht umgesetzt, weil man doch denkt, auch die Befürworter der Abschaltung, dass die Insights unverzichtbar sind. Du unterschätzt die libidinöse Aufladung dieses Themas, per Facebook Aufklärung über die eigene Bedeutung zu bekommen. Ja, ich/die Organisation werde wahrgenommen. Sex toppt alles, bis auf den Tod. Facebook lockt mit Sex. Die nazis und die Primitsozialisten mussten noch mit dem Arbeitsversprechen locken. Der Umgang mit Occam’s Razor ist nur was für Kundige oder Sensible. :)
3. Facebook bindet über Plaudereien mit Freunden, Spiele, über eine eigene Währung, über eine Struktur, die einfach als gegeben akzeptiert ist. Und es könnten auch Verwaltungen ihre Dependancen in facebook eröffnen. Daran gedacht wird auf jeden Fall. Und warum iccht auch Mediationen über Facebook abwickeln? Es ist dann eine Domänen-Verankerung, keine Raumverankerung. Die konventionelle Politik übt an „Europa“ ein bischen diese neue Domain-Referenzierung, aber ist natürlich im Vergleich immer noch zu raumselig. Ich schätze das Risiko dieser Entwicklung hoch ein. Ich behaupte ja nicht, dass alles schon in größter Ausprägung vorliegt.
5. Dass es facebook gibt ist vermutlich vor allem der CIA zu verdanken. Die CIA war der „indirekte“ Risikokapitalgeber (Adamnek 2011: Die facebook-Falle). Und es mehren sich die Berichte, die die Schattenseiten der Vernetzung über facebook der Revolutionäre insbesondere in Ägypten, Tunesien, Libyien auflisten. Facebook konnte massivsten Einfluss auf die Kommunikationen und Nachrichtensituationen in diesen Ländern nehmen. Das wird nicht facebook mit seinen weltweit 2000 Mitarbeitern sondern die CIA gemacht haben, ansonsten hätte sie ihren Job verfehlt. Weil die deutschen VZ-Netzwerke an diesem Punkt möglicherweise zu skrupelös waren, im Unterschied zum offenbar skrupellosen aggressiven Zuckerberg, fehlten denen Kapital, ein zwei anständige Think Tanks und die richtigen Connections rein in die Zentren der Macht, um nun mal das ganz große Ding zu drehen. VZ wollte sich zuletzt an Datenschutz halten, das gab ihnen den Rest. Und wieder ein Indikator für die These: Datenschutz/Rechtstaat und Netzwerke sind nicht vereinbar, auch nicht unter der Regie des Staates.
Gute Nacht. Morgen ist auch noch kein Tag.
Martin
Zu 0. Es gibt auf G+ eine Handvoll Kommentare. Willst Du die sehen? Kommst Du da ran?
Zu 1. Zwei Wetten: Der Streubesitz wird 30% nicht übersteigen. Weniger als 1 Promille aller FB-Nutzer werden Aktionäre. Wenn Du auch nur eine der Wetten annimmst, hätte ich auch noch einen Gebrauchtwagen für Dich ;-).
Zu 2. Ich gebe Dir Recht, FB hat eine geniale Strategie, damit Nutzer Produkte bleiben. Das indiziert keine Ideologie. Sex verkauft alles, von Deo bis Zuckerwasser. Wieso sollte FB darauf verzichten (*1). Occam’s Razor ist was Wissenschaft von Religion unterscheidet (*2).
Zu 3. Sehe ich nicht. Das würde FB erstmal un-sexy machen. Auf jeden Fall gibt es keine aus meiner Sicht erkennbaren Tendenzen.
Zu 5. Risiko-Kapital: Zur Untermauerung des Postulates verweist Du auf ein anderes Postulat. Die VC’s der ersten Stunde haben keine engeren Verbindungen zum CIA als der Industriedurchschnitt (was nicht heißt, dass es nette Menschen waren).
Auch zu 5. Das Monitoring von FB durch die CIA sehe ich als gegeben an. Die Nutzung von FB als Plattform bzw. Kommunikationsmittel durch die CIA zur Einflußnahme auf die Aufstände im nahen Osten ist natürlich (genauso wie bei Twitter, Skype, etc.). Hast Du Belege (nicht Referenzen auf andere Postulate), dass die Plattform zum Manipulieren genutzt wird? D.h. dass FB die Mechanismen der Plattform zu Gunsten der CIA und entgegen finanziellen Interessen manipuliert?
(*1) Ich frage mich ob FB die Pressemeldungen selber lanciert hat, dass viele Scheidungen auf via FB angebahnte Seitensprünge zurückgeht. Das wäre echt diabolisch clever.
(*2) Wissenschaft zeichnet sich für mich durch zwei Eigenschaften aus: (a) Sie erklärt die beobachtbaren Phänomene mit einem minimalen Satz an Annahmen und (b) sie erlaubt Prognosen für durchzuführende Experimente.
zu 0. Ich habe die Kommentare lesen können. Sind bis auf einen (Pohl, „p2p, alles Clients“, hab darauf im Grundsatz zustimmend replyt, ist moderiert, hat Kristian bislang nicht frei gegeben) belanglos.
zu 1. Einschätzung für Streubesitz ist okay. Die Zahl der Aktionäre ist begrenzt durch die Ausgabemenge der Aktien. Ich bleibe bei meinen natürlich sehr viel unwahrscheinlicheren 1% für westliche Gesellschaften, die überhaupt nur das Geld zum Kauf haben. FB wird alles dafür tun, eine solche Quote zu erreichen.
zu 2. Ich versuche zu erklären, warum Privatmenschen und Organisation gegen ihre Interessen und rational gewonnenen Einsichten handeln. Das ist meine Operationalisierung von „verführt sein“.
OR gilt rhetorisch für den, der ihn als erster ausruft? Entscheidend: Sind die Kriterien inhaltlich gut ausgewählt und richtig (Sachkunde) und gut arrangiert (Sensibilität)? Religion unterscheidet Wissenschaft nicht durch OR, sondern durch die Axiomatisierung und deren Strategien des unkenntlich Machens. Erklären tut Religion auch, ebenfalls mit einem minimalen Satz an Annahmen. Experimente sind dann nicht mehr trivial so wenig wie die Prognosen, wenn die Objekte Ohren haben und die Experimentatoren selber Bestandteil des Experiments sind. Wovon sich sogar Physiker seit Heisenberg irritieren lassen müssen. Wissen führt nicht zur Abschaffung von Unwissen, sondern zu Steigerung des Wissens, was alles ungewiss ist.
zu 3. Ohne Differenzen bildende Theorie kann man vielleicht irgendetwas beobachten, aber nicht darüber kommunizieren.
zu 5a. Die Abhängigkeit vom CIA ist kein Postulat, sondern eine Beobachtung. Die einen Großteil erklären könnte, wie man innerhalb von wenigen Jahren von 0 auf 1 Milliarde Umsatz kommen kann, an allen reinen Marktmechanismen und Globalplayern vorbei.
zu 5b. Nein, ich habe keine „Belege“. Woher sollte ich die haben? Es gibt im Netz Äußerungen dazu. Und eigene Überlegungen, wenn in Tunesien u.a. Facebook erst 16 Tage abgeschaltet war, dann wieder erreichbar, flankiert von Kommentaren, dass seitdem die Geheimdienste immer schon vor den Aktivisten an den verabredeten Plätzen waren. Also? Facebook macht in seinen AGBen keine Integritätszusicherungen. Alle die darüber kommunizieren, sind facebook intransparent ausgeliefert. Facebook macht die Regeln, wer was zu sehen bekommt. Und bei Bedarf, also bei Ausrufen von Krieg und Terrorbekämpfung, übernimmt die CIA. Nicht mehr nur Gegner abhören ist die Devise, sondern intelligent im Interesse der USA fernlenken. Das ist eine These, die daran überprüft werden kann, ob fortan Beobachtungen dafür oder dagegen sprechen.
Zu 0. Es ist nur dann belanglos, wenn Du es nicht als Indikator für die Akzeptanz in einem FB eher feindlich eingestellten Umfeld siehst.
Zu 1. Du kannst folgende Annahmen treffen: Unternehmenswert 50-100 Milliarden US$, Anteil bei einem IPO 10-30%. D.h. es werden 5-30 Milliarden US$ eingespielt. Annahme für die weitere Argumentation: Mittelwert 18 Milliarden US$. Der Aktienpreis wird ca. 25-40 US$ betragen. D.h. es werden ca. 600 Millionen Aktien ausgegeben. Die Dinger werden nicht einzelnd verkauft werden (zu teuer, 20 wäre eine extrem kleine Menge), d.h. es wird garantiert nicht mehr als 30 Millionen Anteilseigner geben. Das wäre das theoretisch Machbare, d.h. wenn die effektiven Zahlen in diese Größenordnung gehen wüden, könnte man es als Argument für Deine Position ansehen. Ich würde eher mit < 1 Millionen Anteilseigner rechnen, was man dann als Bestätigung meiner Position sehen könnte. OK? Zahlen sind nicht aus der hohlen Hand, wenn gewünscht kann ich die ausführlicher herleiten.
Zu 2. Vielleicht kommen wir hier weiter, wenn Du kurz beschreibst, was die Ideologie von FB Deiner Meinung nach ist.
Zu 3. In Bezug auf den Quasi-Staat ist das stärkste Argument von Dir die eigene Währung. Die Ausprägung eines eigenen Volkes und eigener Machtstrukturen ist derzeit bestenfalls eine theoretische Möglichkeit.
Zu 5. Welche Beobachtung meinst Du hier?
5.a. Wachstum: Das Wachstum von FB ist stark, aber nicht unerklärlich. Alleine bis 2007 hat FB 350 Millonen US$ an VC eingenommen. Damit ein Milliarden-Umsatz-Unternehmen aufzubauen ist keine Kunst und nichts einmaliges.
5.b. Die genannten Beobachtungen in Tunesien sprechen eher für eine Einflußnahme des tunesischen Geheimdienstes auf das Internet im Allgemeinen als auf die der CIA. Und nichts deutet auf ein Mitspielen von FB selber hin.
D.h. für eine Involvierung der CIA über ein bei Kommunikationsdiensten üblichen Umfang sehe ich keine Indizien, geschweige denn Beweise.
zu 0. Effekte und Rhetorik, einzelne Töne, keinerlei Übung im Erstellen einer Melodie. Eben außer Pohl.
zu 1. Ist mir Recht. Bis zu 1 Millionen Anteilseigner gewinnst Du, ab 10 Millionen habe ich gewonnen. Faktor 10 ist eine edle Kennzeichnung der Grenze, wenn dazwischen dann unentschieden, das ist großzügig von mir. Was ist der Wetteinsatz?
Ich biete Dir noch eine Wette an, die eng verwandt ist: Zuckerberg ziehrt sich lange schon, was ihm sein Think Tank empfiehlt. Aber facebook geht tatsächlich an die Börse, und zwar in 2012 oder spätestens 2013. Bis dahin muss das durch sein. Ich würde mich für die Wette auf 2012 festlegen.
zu 2. Du bist sexier als bislang, weil Du facebook nutzt. Und: totale Transparenz ist sexy, die von totaler Mobilität (Apple) und totaler Warenverfügbarkeit (Amazon) und totalem Wissen (Google) flankiert wird (vgl. Spiegel-Artikel). Die letzten drei werden an facebook angeflanscht, facebook organisiert sie (sorum ist vermutlich leichter als umgekehrt). Ich bin noch nicht ganz entschieden, ob facebook als Gewinner rausgeht, so wie der Spiegel offenbar vermutet. Wenn google keine Fehler macht, ist eigentlich google – aufgrund seiner noch etwas besser ausgebildeten Fähigkeit zur Organisation auch von Organisationsexternem (bspw. in Form der seit Jahren angelegten „unique users“) – auch der noch größere Angriff auf die bürgerlichen Freiheiten. Also: Der Transfer der SocialNet-Avantgarde von facebook zu google+ könnte sich als Totalreinfall herausstellen. Für mich zZ 50:50.
zu 3. Nicht mehr raumgebundenes Volk, sondern domaingebundene Mitgliedschaft. Raumgrenzen lösen sich, wie bisher schon, auf (von Flüssen/Meeren/Bergen über Mauern über TürmeMitGedaschtenMauernDazwischen über gedachte Grenzlinien über Katastereinträge und Karten zu Geokoordinaten). Die räumliche Verwaltung ist nur noch automatisierte Exekutive. Der Rest an räumlichen Unwägbarkeiten wird dann in den facebook-Grenzen abgewickelt.
5. Die ausländischen Geheimdienste sind vollständig abhängig von Facebook. These: Das Management ausländischer Geheimdienste überlässt Zuckerberg sinnvollerweise dem facebook-Anteilseigner CIA. Aus meiner Beobachtungsposition kann ich nur Thesen darüber liefern und Plausibilität beanspruchen. Genau nur wie Du (vermute ich). In diesem ganzem Umfeld kann es keine belastbaren Beweise für irgendwas geben. Genau das wird dort permant unterlaufen.
Mit dieser These der CIA-Steuerung kann ich allerdings Prognosen abgeben, die dann Beobachtungen organisieren, das heisst: zu bestätigen oder zu widerlegen gestatten. Eine These in diesem Sinne: Wenn eine Revolution in einem arabischen Staat auf eine Installation von USA-feindlichen religiösen Fundamentalisten hinausläuft, dann wird es zu keiner prästabilisierten westfreundlichen Ordnung – wie in Tunesien, Ägypten und Libyien geschehen – hinauslaufen. Dort macht sich der Westen breit. Sondern es werden die Unruhen durch Kommunikationsstörungen (überwachen, zerstören, verbieten von Internet- bzw. twitter- und facebook-Zugängen) ohne Ende am Köcheln gehalten. Und zwar so lange bis absehbar ist, das sich eine West- oder klarer noch: USA-geeignete Struktur ausbilden wird. Ein Testkandidat für die Thesen: Syrien.
Theorie ist dazu da, informationshaltige, konstruktive Thesen zu generieren, nicht: die Welt festzunageln. Auch das geht seit Heisenberg nicht mehr. Festnageln (heisst: alle Risiken rauszunehmen) ist allerdings die Erwartung von Technikern oder Technokraten. Was sie noch lernen müssen ist: Risikomanagement. Ja, und auch Theorie unterliegt dann Veränderungen. Wann woran zu zweifeln ist, an den Beobachtungen oder an deren theoretischer Organisation, ist offen. Die Funktion des Diskurses besteht darin, hierfür Kriterien zu generieren, was stabil bleiben sollte und was variiert wird.
Zu 0. Inhaltlich ACK. Aber Du hast doch Absichten mit Deinem Text. Soll er nur schön und wahr sein oder willst Du eine Wirkung erzielen. Wenn letzteres: die Rezeption deutet auf eine geringe Feuerwirkung hin.
Zu 1. OK, Wetteinsatz Abendessen für 4 Personen im Ruffini?
Ich glaube auch, dass der IPO bald erfolgt. Hauptargument gegen einen IPO waren für Zuckerberg die erhöhten Transparenzanforderungen. Diese muss er aber bald sowieso erfüllen, da er mehr als 500 Shareholder haben wird. Wenn die CIA ein wesentlicher Spieler bei FB ist, würde nach meiner Einschätzung eher später erfolgem.
Zu 2. Ist das für Dich schon eine Ideologie?
IMHO hat FB im Kampf gegen Google nur Außenseiterchancen (<25%). Aber hier besteht die Gefahr, dass meine Sympathie/Antipathien die Einschätzung beeinflussen.
Zu 3. Raumgebunden habe ich (weise wie ich bin) gar nicht als Kriterium gefordert. Damit ich FB als Quasi-Staat akzeptiere, müssten zwei Kriterien erfüllt sein:
a) Ein signifikanter Anteil der FB-Nutzer müsste FB näher stehen als z.B. den USA, UK oder BRD.
b) FB müsste eine Exekutive haben, die das Leben der Nutzer auch abseits der Plattform reglementieren kann.
Zu 5. Ein Negativum lässt sich nicht beweisen. Daher muss man es von der anderen Seite angehen:
a) Liegt die Kooperation im Interesse beider Seiten? Was hat die jeweilige Seite davon?
b) Ist das Verhalten einer der beiden Seiten nur durch eine Kooperation sinnvoll zu erklären?
c) Impliziert die Kooperation Effekte in der Zukunft anhand derer man die Hypothese überrüfen kann?
Zu a) kann man sagen: Im Interesse der CIA liegt es, das Interesse von FB wäre durch finanzielle und regulatorische Vorteile motiviert. Die FB-Vorteile lassen sich aber auf Dauer nicht verstecken.
Zu b) Hier bist Du zur Zeit sehr dünn besetzt ;-). Ich erkenne solches Verhalten noch nicht einmal im Ansatz.
Zu c) Deine Prognose ist IMHO nicht valide, da jeder fundamentalistisch geprägter Staat Unruhe sozusagen eingebaut hat. Wenn Du hier punkten willst, müsstest Du bessere Prognosen abgeben (z.B. einen derzeit stabilen Staat der nach Entfremdung mit den USA durch soziale Medien destabilisiert wird. Ist z.B. so etwas in der Türkei zu beobachten?).
Soziale Netzwerke und religiös autoritäre Staaten sind aus meiner Sicht viel stärkere Gegensätze als Grundgesetz und soziale Netzwerke. Da brauche ich für ein Feuer keine CIA.
zu 0. Es geht mir zunächst darum, ob meine Theorie, meine Beobachtung, meine Prognosen, meine Thesen wahrheitsfähig sind. Die Frage der Wirkung stellt sich danach. Es geht zunächst um Diskurs als darum, dass der „seltsame Zwang des besseren Arguments“ eine Chance erhält. Das ist eine wissenschaftliche Motivlage.
zu 1. Ich schlage etwas anderes vor: Wenn ich verliere, ist eine Verbesserung meiner Urteilsfähigkeit von Nöten. Deshalb biete ich Dir an, dass Du mir einen Aufsatz/ ein Buch schenken darfst, das ich zu lesen dann verspreche. Für Dich gilt natürlich umgekehrt das gleiche. Wenn ich gewinne, musst Du ein Buch/ einen Aufsatz meiner Wahl lesen.
zu 2. Aus dieser These lässt sich eine ganze Ideologie entwickeln, ja.
zu 3a. Was heisst „näher stehen“? Es reicht, dass die entscheidenden gesellschaftlichen Tätigkeiten in Facebook abgewickelt werden: Einkaufen, Verkaufen, Informieren, Plaudern, Planen, Diskutieren, Entscheiden. Ganz toll, wenn Organisationen sich in facebook abbilden. Passiert tendentiell schon am Beispiel von Schulklassen oder Universitäten. Andere werden folgen.
3b. Anwälte und Inkassounternehmen, dann Mediation. Wozu abseits der Platform reglementieren? Das gibt es nicht mehr, bzw. ist doch absolut irrelevant, was außerhalb der Grenzen passiert. Innerhalb kann man dann noch die Inklusion bzgl. facebook stufenweise verschlechtern, Einschränkung der Optionen, langsame Wiederfreigabe.
zu 5. Verstehe das Diktum nicht.
5a. Genau, CIA und facebook kommen sich nicht ins Gehege. Und im Zweifel bestimmt die CIA. Facebook wird ansonsten in Ruhe gelassen, die kriminellen und gegen die Verfassung verstoßenden Aktivitäten wird staatlicherseits gedeckt, solange CIA und vermutlich FBI nicht ihren Einfluss verlieren. Da haben beide etwas von: CIA perfekte Vorratsdatenspeicherung höchster Qualität, FB einen hochattraktiv-verführerischen Dienst. Ob das ewig so geht, vermutlich nicht. Die CIA wird ohne FB nicht mehr können. FB wird versuchen, auch die CIA zu dominieren.
5b. verstehe ich nicht. Sollte mit 5a erklärt sein.Ich stelle nicht auf Kooperation selber ab, sondern auf den Durchgriff der CIA auf andere Geheimdienste durch das Agreementgemäß 5a Das reicht mir.
5c. Ich liefer Dir feine Thesen an, was willst Du noch? Ich kann Dir erklären, warum Tunesien, Ägypten, Libyien mit dem Thema durch sind, Syrien nicht. Weil die CIA unterschiedlich agiert in der Beurteilung, wer danach die Macht übernehmen wird und wie die neuen Machthaber orientiert sein werden, westlich oder fundamentalistisch. Sie kann das perfekt über facebook. Sie muss dafür auf der Contentebene von FB nur ein paar interessante Leute eingekauft haben, die die anderen in FB reinziehen.
Facebook und religiös-autoritäre Staaten sind strukturell betrachtet identisch. Beide verfügen über DEN EINEN Beobachtungspunkt, auf den sich alles zurechnen lässt, der dem Ganzen die Logik verleiht – und für Techniker den besonderen Reiz ausmacht. Das ist im Grunde der Kern meiner Argumentation. Deine Imaginationen zu sozialen Netzwerke leiten fehl. Dagegen sind Internet und Grundgesetz vereinbar, weil sie den einen EINEN Beobachtungspunkt verunmöglichen, denn Markt, Gewaltenteilung und Demokratie sowie freie Diskurse sind möglich. Sie alle gründen strukturelll und mit Bezug zu Personen in Anonymität, also in der Nichtzuordbarkeit von systemreproduzierenden Ereignissen auf bestimmte Personen (http://www.maroki.de/pub/privacy/anonip.pdf). Anonyme Peerreviews, geheime anonyme Wahlen, anonymes Bezahlen. Die Freiheit in der Anonymität der Großstadt. Facebook dagegen ist der Tod des Internet, weil sich Anonymität, das strukturelle Analogon zu Freiheit/Privatheit einer Person, innerhalb einer Organisation nicht simulieren lässt. Das lässt sich ja kaum in Gesellschaft herstellen, wie wir seit ANON/JAP bzw. Thor wissen. Das alles kann man gegenwärtig eben nur mit Theorie sehen. Ohne Theorie bleibt bestenfalls intelligente Intuition, die manchmal trifft, manchmal aber ebenso gnadenlos daneben haut.
[…] Martin Rost, MA am ULD S-H, in seinem privaten Bloghttps://marokiblog.wordpress.com/2011/12/04/facebooks-borsengang-v0-1/undhttps://marokiblog.wordpress.com/2011/12/04/moderne-faschismus-indikatoren-v0-1/ […]